Die Nacht war nochmal richtig kalt (-4°), so daß ich erst wieder nach 09:00 Uhr starte: Eingepackt in T-Shirt und Fleece-Pulli, heute Sonnencreme-beschmiert (nachdem ich mir gestern etwas viel Sonne im Tagesverlauf eingefangen hatte) und mit Kopftuch (nach kurzer Zeit wegen der Kälte wieder durch Mütze ersetzt) geschützt.
Heute ist der/ein Tag der langen Geraden:
Und einer Sache, die hier gar nicht richtig zur Geltung kommt: GEGENwind.
Sowas kenne ich sonst ja eher im verbalen, wenn Menschen meinen mir widersprechen zu müssen. Aber ich hörte, man solle NIE mit Tom aus Wien wetten !
Egal, weiter am Weg und schon das nächste Hindernis - immerhin im Windschatten:
Gott sei Dank funktioniert hier im Burgenland allerdings die Steuerung (nicht wie beispielsweise in Coburg Querstraße/Lauterer Straße - ah, ist dort ja auch DEUTSCHE Bahn), so daß man nicht einschläft, weil man so lange warten muß: Rot, Schranke runter, kurz warten, leerer Auto-Zug durch, Schranke hoch, rot aus.
Kurze Zeit später, dasselbe Spiel in die umgekehrte Richtung:
Aber ebenfalls keine große Sache: Der Personenzug kommt aus der anderen Richtung, fährt in den Bahnhof ein und weiter geht's, weil der Zug mit dem Hintern NICHT im kritischen Bereich des Übergangs stehen bleibt.
Am südlichen Ortsende von Pama/Bijelo Selo - oh wie schön ist Pa(na)ma ? - stolpere ich dann noch über folgenden Rest an - ja, was eigentlich ?
Noch dazu am falschen Weg !
Nun, als neuer Aushilfswegewart muß ich da doch gleich mal tätig werden und die Welt ein kleines Stückchen verbessern:
Nun sind auch die Autisten unter uns beruhigt und können lautstark vor sich hin sinnierend weiterschreiten ins Nichts...
Auf dem Weg zum Horizont habe ich dann noch dieses Opfer eines mutmaßlich hinterrücks (Traktor mit Feldgerät) oder auch frontal (Auto/Lkw) durchgeführten Angriffs entdeckt:
Wiederbelebung zwecklos. Markierung verloren. Auf der langen Geraden aber auch nicht so essentiell.
Österreich ist ja wohl überwiegend katholisch, aber ob der Weg zu Gott WIRKLICH eine Einbahnstraße (und ohne Ausweg zur Wiederkehr) ist, wie das hier so in die Landschaft skizziert ist ?
Ich glaube da ja nicht dran ! ;-)
Kurz danach erreiche ich Deutsch Jahrndorf, wo erstmal Mittagspause angesagt ist.
Danach geht es gen Osten in die Nähe des Dreiländerecks Österreich/Slowakei/Ungarn, wobei ich mir den Umweg nicht leiste/gönne, sondern wohl zu früh nach rechts abbiege und mich auf einer alten ÖTK-Ausschilderung des Burgenlandweitwanderwegs wiederfinde.
Nun, (relativ) gerade Asphaltstraßen führen heute in die eine wie die andere Richtung und ab und zu biege ich hier wie dort ab und so lange alles wieder zusammenführt...
Vor der Zusammenführung sehe ich dann allerdings jede Menge Tiere, ein besonders hübsches Exemplar konnte ich sogar mal fotographisch einfangen:
Der Rest hat es nur in die Statistik unten geschafft.
An dieser netten kleinen Pausenstelle mußte ich dann auch extra kurz im (kalten) Schatten pausieren, weil meinem Kopf ein gedanklicher Überlauf beim Tier-Begegnungs-Merk-Speicher drohte.
Erst nach einer temporären Teil-Entladung durch digitalen Upload (eine Form des sog. "Out-Braining") konnte ich beruhigt weitergehen.
Aber sehr schön, daß es seit Orth an der Donau immer wieder Sitzgelegenheiten gibt, von Wien weg bis kurz vor Orth war das nämlich überhaupt nicht der Fall !
Warum ich heute Nachmittag so viele Tiere sehe, ist auch klar: Nicht mehr nur offene Wiesen/Felder, sondern auch kleine Wäldchen und Hecken am Weg.
Umgekehrt aber nicht so dichte/weite Wildnis wie in den Donauauen an den ersten beiden Tagen ab Wien, wo ich höchstens Vögel hören, aber optisch nichts entdecken konnte.
Am Ortsrand von Nickelsdorf dann die dritte Überschreitung der Bahnlinie und wieder:
Aber diesmal hatte ich dem Schicksal bereits ein Schnippchen geschlagen, unterwegs mir eine Zusatzminute generiert, so daß ich schon HINTER dem Übergang bin, als das Signal auf rot geht - oder vielleicht hatte der Zug auch nur zwei Minuten Verspätung - man wird es wohl nie erfahren ;-)
Schon wenig später verlasse ich den Ort bereits wieder, denn mein Quartier liegt außerhalb, neben der letzten Autobahnabfahrt vor der ungarischen Grenze und durch die Wahl dieser Route kann ich zumindest noch ein paar Meter Fuß- und Gelenk-schonenderen Untergrund genießen...
An Tag 10 hatte ich mich ja schon über diese neumodischen offenen Duschen ausgelassen und ich muß da, glaube ich, leider (Komma-Setzung zuvor unbedingt beachten !) nochmal nachhaken bzw. ergänzen: Auch das ums Eck denken hilft da nicht wirklich weiter, denn natürlich fliegen Wassertropfen nicht so leicht um rechtwinklige Abbiegungen, aber ich bin zwar kein Strömungstechniker, Physiker oder gar Chaos-Theoretiker, jedoch trotzdem ziemlich sicher, daß auf einen harten Gegenstand (Fließenboden bzw. Glasscheibe) mit hoher Geschwindigkeit (z.B. bedingt durch Beschleunigung durch Erdanziehungskraft während des Falls aus ca. zwei Metern Höhe) auftreffende Wassertropfen zerspringen und in einem gewissen chaotischen Muster sich im Umkreis verteilen.
Von der Theorie habe ich keine Ahnung, aber praktisch kann ich Euch sagen, daß das linke Handtuch am Boden nicht (nur) feucht, sondern KLATSCHNASS am Ende des Wanderer-Reinigungs-Vorgangs war ! Ich mußte es im Waschbecken auswringen !!
Meine neuesten Theorien zu den Erfindern dieser Duschen und den Architekten, die die einplanen:
1. das sind Männer
2. die haben selbst kein Problem, weil sie
a) entweder noch/wieder/sowieso im Hotel Mama leben
b) oder eine Ehe-Frau, einen Ehe-Mann oder ein Ehe-Divers zu Hause haben, was die Sauerei wegmacht
Ich kann mir nämlich NICHT vorstellen, daß Elementarschaden- oder Hausratversicherungen da zahlen: Man duscht ja schließlich vorsätzlich und der Einbau derartiger (sog.) "Duschen" ist einfach gröbst fahrlässig !
Zum Abschied in den Abend noch ein Gruß an Alice Weidel an dieser Stelle:
Ach apropos diese Frau:
Ich wurde hier in Österreich (ja auch ziemlich rechts, wobei die sich hier nicht "alternativ", sondern gar "freiheitlich" nennen) aktiv darauf angesprochen/gefragt, wie blöd die Deutschen eigentlich sind, die (mindestens) drei persönlichen Widersprüche dieser Spitzenkandiatin nicht zu sehen bzw. dieses Oxymoron (= Widerspruch in sich) oder vielleicht auch Paradoxon (falls das stilistisch besser paßte) zu akzeptieren.
Touché. Was soll(te) ich dazu sagen.
Wobei jenseits der Politik neigen die lieben Freunde aus Österreich zuweilen augenscheinlich schon auch zu Pippi-Langstrumpf-Methoden ("mach mir die Welt, wie sie mir gefällt"): In Hainburg war ich erstaunt am Donauufer 607er- und 902er-Markierung zu sehen.
Die auf diesem Stück weggleich geführten Zentralalpenweg 02 und Ostösterreichischer Grenzlandweg 07 sind klar, allerdings wir die erste Ziffer ja zur Unterscheidung der Gebirgsgruppe genutzt und außerdem sind die vier möglichen geraden Ziffern für Süd- und Nordalpen und die fünf ungeraden Ziffern bekanntlich für die Zentral-Alpen (und österreichische Karparten) zur wiederholten Nutzung in nicht beieinanderliegenden Gebieten reserviert.
Jetzt kenne ich (bei weitem) noch nichtmal ein Drittel, ja gar nichtmal die Hälfte der österreichischen Weitwanderwege und schon stolpere ich über derartige Inkonsistenzen, die laut Recherche-Ergebnissen von Gert gar noch vorsätzlich und mutwillig angelegt wurden. Ich bin entsetzt ! Ich sollte mir überdenken (oder wie hieß das Verb mit dem Rückwärtsessen nochmal ?) !?
Apropos Essen: Hätte ich heute statt des großen Schirms ein Schießgewehr am Rucksack gehabt, so hätte jemand am Abend wohl ein tolles Wildgulasch (für eine ganze Kompanie) kochen können (dann hätte ich nicht erstmalig in meiner Weitwander-LAUFbahn einen Pizzaboten bestellen müssen), wenn ich mir die folgende Beuteliste (und das sind nur die Sichtungen OHNE Brille und BEIM Gehen) so ansehe...
Begegnungen:
- 2 Hasen
- 2 Hasen
- 1 Hase
- 1 Hase
- 1 Fasan (kleines Weibchen in Roadrunner-Manier)
- 1 Hase
- 1 Hase
- 3 Fasane (2 Männchen, 1 Weibchen)
- 2 Hasen
- 2 Fasane (Männchen)
- 2 Rehe
- 1 Fasan (Männchen)
- 2 Hasen
- 3 Hasen
- 1 Fasan (Männchen)
- 1 Hase
- 1 Hase
- 1 Fasan (Männchen)
- 4 Hasen
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