Dienstag, 30. April 2024

Tag 04: Am Ende endlich Flußschlängeln

Dobersberg - Raabs/Thaya
(28,4 km - 610 Hm auf - 640 Hm ab)

Heute stehen gleich nochmal zwei Etappen aus dem WWW07-Führer auf dem Programm.

Von der Foto-Auswahl sollte man sich nicht verleiten lassen: 3/4 des Tages nochmal mit recht viel Asphalt, aber morgen ist ja bekanntlich schon wieder ein anderer Tag ;-)

Den Fluß zu passieren, ist zwischendrin immer wieder nett, denn der Thayatalweg ist ja kein klassischer Talweg, der mehr oder weniger direkt dem Fluß folgt.

Die Farben des Frühlings, das kräftige gelb des Raps, hat schon was:

Immer wieder trohnen Burgen (oder Ruinen) über einem:

Die Markierung - wie hier im Wald - bzw. die Beschilderung ist tadellos und vor allen Dingen durchgehend entsprechend seit dem Nebelstein !

Ich muß mir fast jeden Tag bei meiner Meldung an die zentrale Stelle bei den ÖAV-Weitwanderern Mühe geben, Fehler/Probleme zu finden und manchmal die Anmerkungen sogar unter "Verbesserungsvorschlag" laufen lassen - Asche auf mein Haupt :-o 

Meine künftig früheren ArbeitskollegInnen werden an dieser Stelle evtl. eiligst das Fieberthermometer suchen gehen, weil sie den Verdacht einer schlimmen (weil wesensverändernden) Krankheit prognostizierten...

Sogar durch die Dörfer/Städte ist der WWW07 bestens ausgeschildert, wo es bei anderen Weitwanderwegen oft hakt.

Am liebsten geht man doch aber derartige Wege:

Top in Schuß, gut markiert, direkt am Fluß. Die einzige (potentiell lebensbedrohliche) Gefahr die lauert: Beim Übersteiger in den Angelleinen hängen bleiben, dadurch stolpern, in den Fluß fallen und zusammengeknotet wie ein Rollbraten in seim Netz jämmerlich zu ertrinken.

Mit der Querung von Privatgrundstücken gibt es hier auch augenscheinlich weniger Probleme. Immer wieder geht man (gefühlt) durch den Garten der Leute:

Erneut ein nettes Wegstück direkt am Fluß:

Und schließlich erreiche ich Raabs an der Thaya.


Begegnungen:

- 1 Eichelhäher

- 1 Abschnitts-Weitwander-Pärchen

- 1 Reh

- 1 Eidechse


Montag, 29. April 2024

Tag 03: Endlose Asphalt-Wüste

Heidenreichstein - Dobersberg
(34,1 km - 480 Hm auf - 540 Hm ab) 

Von wegen, das Leben sei kein Ponyhof !

Nach einer sehr angenehmen Nacht und einem tollen Frühstücksbufett im Reiterhof mache ich mich auf den Weg durch Heidenreichstein und erstmal am Wasserschloß vorbei...

Heute steht wieder eine Doppeletappe auf dem Programm.

Bademöglichkeiten - zur Abkühlung bei der Hitze - stehen erneut am Weg zur Verfügung, aber für's Planschen habe ich weder Zeit noch Nerv, ganz zu schweigen von einer ausreichenden Resilienz: Bin aus Zucker, weiß doch jeder ;-)

Heute herrscht mehr offenes Land vor und der Asphaltanteil nimmt deutlich zu, weswegen ich schon über Schotterpisten froh bin.

In Waidhofen an der Thaya komme ich an einem großen Waldrapp-Gehege vorbei.

Hübsch sind die Knilche ja nicht gerade, aber irgendwie schon auch beeindruckend und meines Wissens ziemlich bedroht.

Vor einiger Zeit habe ich mal einen Dokumentarfilm über den ersten Zug nach Süden über die Alpen von nachgezogenen Jungvögeln mit Führung durch eine Bezugsperson im Ultraleichtflieger gesehen.

Wie die im Zillertal dann nach der Etappenübernachtung aufgestiegen, gekreist sind und schließlich über den Alpenhauptkamm hinweg: War schon beeindruckend.

Eigentlich schade, daß der Mensch erst Tierarten nahezu ausrottet, um sie dann mit wahnwitzigem Aufwand dann möglichst doch noch/wieder am Leben erhält...

Derartige Gedanken muß sich diese Wildgans-Skulptur jedenfalls nicht machen:

Zwischendurch ein traumhaftes Stück Weg am Thaya-Ufer entlang, wo sich gleich eine längere Mittagspause anbietet.

Leider ist der Abschnitt aber recht kurz.

Erneut folgen lange Asphaltabschnitte u.a. durch das Örtchen Thaya:

Die Herren der Kirche hatten es schon auch immer recht mondän, kann/muß man feststellen:

Kurz prüfe ich noch meinen Rucksack und die Hosentaschen, aber nein, meinen Fahrzeugschein habe ich natürlich nicht dabei.

Ich DENKE allerdings - mein Vater würde jetzt evtl. - wenn er den Begriff denn kennen täte - sagen "Oxymoron" - daß ich (trotz Rückenbeladung) kein Lastkraftwagen bin und somit mir um die zu Hause gelassenen Grödeln keine Gedanken bzgl. der ausgeschilderten Kettenpflicht machen muß:

In Richtung Ausklang eines langen Tages treffe ich nicht nur ein (lauthals beim aufgescheuchten Abflug schimpfendes) Fasanen- und ein Häschenpaar, sondern auch der Untergrund wird mal wieder etwas angenehmer.

Wobei den Steilabstieg in Falllinie einer Skipiste (analog zu WWW02-Abschnitten in der Steiermark) hätte ich nicht mehr gebraucht, aber da er nicht ganz so lang wie am Alpenhauptkamm ist, überstehe ich dies auch.

Letztlich geht es nett am Fluß entlang und dann in den Ort Dobersberg, wo ich mir augenscheinlich die richtige Unterkunft ausgesucht habe:

  • montags kein Ruhetag
  • die Dame an der Theke stellt das Ausfüllen des Meldeschein bei genauerer Betrachtung des Wanderers sofort zurück
  • ein anderer Herr hat mich heute tagsüber bereits gesichtet
  • Tagesmenü für 8,50 EUR
  • Frühstück ab 05:00 Uhr möglich (ok, morgen nur eine einfache Doppeletappe, da genügt 07:00 Uhr)

Sehr schön !


Begegnungen:

- 2 Lamas

- 1 Fasanen-Paar

- 2 Hasen


Sonntag, 28. April 2024

Tag 02: Sonntags-Spaziergang zum Fast-Food im Wald

Gmünd - Heidenreichstein
(20,6 km - 300 Hm auf - 230 Hm ab) 

Nach der Doppeletappe vom Vortag heute eine kurze zur Erholung.

Und die kann ich schon ein wenig brauchen: Beim Start zu Graz - Monaco 2014 war mein Rucksack ca. 1,5 mal so schwer. Keine Ahnung, wie ich das damals geschafft habe - aber nun gut, das ist schließlich eine ganze Dekade her und damals war ich noch 20 Jahre jünger ;-)

Nach wenigen Minuten bin ich bereits hinten raus aus Gmünd und im Grünen.

Der Weg ist abwechslungsreich und nett.

Durch die (kleine) Steinheide geht es über einen Hügel mit Aussichtsturm und Einkehrmöglichkeit: Für mich aber noch DEUTLICH zu früh an diesem Tag.

Immer wieder liegen nette (Bade-)Seen am Weg und viele der Radfahrer oder Spaziergänger, die mir hier begegnen, kommen augenscheinlich (bzw. eigentlich eher akkustisch wahrnehmbar) aus Tschechien.

Das Waldviertel weiß weiterhin zugefallen...

Schließlich komme ich auch noch zum vorgeschichtlichem McDonald's Vorfahren:

Das ist wohl der älteste Cheeseburger der Welt ! - Also known as "Kos im Loab" oder die Frühstücksrast eines Riesen, die hier zurück gelassen wurde und dann eben versteinerte.

Meine Zähne sind nicht mehr die besten, also will ich sie mir hier lieber nicht ausbeißen - selbst wenn es sich augenscheinlich ja nicht um Granit handelt.

Dafür finde ich später kurz vor dem Ziel noch eine etwas speziellere Verpflegungsstation, wo Rucksackgewicht und die restlichen 60 Kilometer des Tages mir irgendwie überhaupt keine Angst mehr machen.

I believe, I can fly... :-)


Begegnungen:

- 1 Eichelhäher

- 1 Eichelhäher

- 1 Eichelhäher

- 1 Eichelhäher


Samstag, 27. April 2024

Tag 01: Konfrontationstherapie

Nebelstein - Gmünd
(32,8 km - 360 Hm auf - 880 Hm ab) 

Der Anreise-Streß aber insbesondere auch die aus anderen Gründen druchwachte Nach von Mittwoch auf Donnerstag lassen mich 12 Stunden am Stück durchschlafen. Nur ein Mal war ich kurz auf Toilette und zum Bewundern des Sternenhimmels in der sternenklaren Nacht durch mein Dachflächenfenster direkt über dem Bett.

Der Morgen ist traumhaft und nach dem Frühstück mache ich mich auf die erste Etappe.

Weil die Tagesabschnitte laut dem offiziellen Wanderführer vom ÖAV teilweise etwas arg knapp geschnitten sind (aber besser so als umgekehrt), habe ich mir zum Einstieg heute gleich mal eine Doppel-Etappe vorgenommen, um den Bürojob aus den Knochen zu bekommen.

Vom höchsten Punkt der Tour geht es durch den Wald bergab.

Das Märchenhaus sieht interessant aus...

Insbesondere den Hexen-Landeplatz finde ich aus (diversen) Gründen bemerkenswert:

Die Koordinaten werden zur Walpurgisnacht entsprechend tätigen Menschen selbstverständlich ausgehändigt worden sein.

Wenige Meter weiter suche ich aber auch einen Zauber, um ein derartiges Hindernis zu überwinden:

Die Landschaft ist heute gleich mal sehr abwechslungsreich.

Der Frühling und zuweilen der Duft von gesägtem Holz liegen in der Luft und erinnern mich an meinen dritten Wander-Abschnitt am E1 durch Deutschland, wo ich am Karfreitag (damals wohl um den 10. April) in Frankfurt in den Odenwald gestartet war.

In Weitra endet eigentlich im Führer die erste Etappe, für mich ist das Städtchen aber nur ein Durchgangspunkt und Auftakt für den zweiten Abschnitt an diesem Tag.

Hier im Waldviertel verkehrt wohl eine Schmalspurbahn:

Auch in den nächsten Tagen werde ich noch etliche Schienenabschnitte und Bahnstationen sehen - einen Zug werde ich aber nie zu Gesicht bekommen haben.

Manch ein Waggon ist aber quasi auch dauerhaft auf einem Abstellgleis (oder sogar jenseits davon) gelandet:

Ein Güterwaggon als Gartenschuppen: Auch nicht schlecht.

Zuweilen führt der Weg auch über weites offenes Land - Waldviertel hin oder her.

Auffällig ist die kontinuierliche Windbrise (Windräder habe ich allerdings noch nirgends gesehen) und immer wieder die Badeseen am Weg:

Ende April ist hier wenig los und obwohl gerade Wochenende ist, treffe ich nur vereinzelt mal Menschen unterwegs.

Die letzten Kilometer am Eingehtag ziehen sich dann bei knapp 30 Grad etwas, wobei ich mich zu einer Erfrischung im kühlen Naß  hier oder dort aber auch nicht durchringen kann...

Am Abend in der Unterkunft habe ich dann erstmal Rücken-/Schulterschmerzen (vom Rucksack), lädierte Füße, muß wegen Erschöpfung erstmal 40 Minuten Schlafen, dann noch Energie zusammensuchen, auswärts (einige Extra-Kilometer) Essen zu gehen und wieder zurück.

Perfekt: Wie üblich. So kann es weitergehen :-)

Auf dem Weg zu einem örtlichen Italo-Döner realisiere ich, WIE nahe ich gerade an der tschechischen Grenze bin:

Von hier nach Prag ist es also ziemlich genau so weit wie in das Zentrum von Wien, wobei Wien ja sogar IN Niederösterreich liegt...

Tja, und nach Wien wollte ich ja auch schon lange mal wieder - Welpen schauen und ähnliches - schließlich ist mein letzter Besuch ja schon MINDESTENS, ja wenn nicht gar mehr als drei Wochen her... ;-)


Begegnungen:

- 1 Esel

- 2 Kamele

- 1 Eichelhäher

- 1 Eichelhäher

- 1 Milan

- 1 Reh


Freitag, 26. April 2024

Tag 00: 1.000 Meter über dem Meer und nur noch bergab

Anreise St. Martin - Aufstieg Nebelstein
(6,8 km - 400 Hm auf - 20 Hm ab)

So, heute am Freitag, 26. April 2024 soll es los GEHEN.

Nur noch schnell nach Sankt Martin (Nomen est Omen ? - man könnte ja an einen bekannten österreichischen Fernwanderer denken, der die "Großen Zehn" [WeitWanderWege] gerade zum zweiten Mal begeht) im Waldviertel (Niederösterreich) anreisen, Rucksack auf den Buckel, Sonne an den Himmel und raus aus dem Ort in die Natur...

HALT.

Sorry, KURZER Einschub zur ÖPV-Anreise (inkl. Deutsche Bahn - ah, Kenner ahnen evtl. schon, was das bedeutet)...

Der ursprüngliche Plan sah vor:

Bahn - Bahn - Bahn - Gehen - Bus - Gehen

Aus anderweitigen Gründen im Vorfeld mußte dieser bereits vor Reise-Antritt nachjustiert werden zu:

Bus - Bahn - Bahn - Bahn - Gehen - Bus - Gehen

Am Vorabend meiner Abreise - auf dem Weg zum zweiten Versuch dem örtlichen Bargeld-Provider auch mit der zweiten Karte Cash zu entlocken, traf ich meine lieben Nachbarn (hey, die kümmern sich immer um Müll und Gießen, wenn ich mal nicht da bin, was in den letzten Jahren zwecks Urlaubsabbau ja ab und an für ein paar Tage der Fall war) und als die hörten, das ich mit dem Bus 123 in Herzogenaurach zu starten gedachte, warnte mich Simon erstmal, daß man sich mit dem Bussteig an der Schütt nicht sicher sein könnte (Problem gelöst: steige bereits eine Haltestelle vorher ein) und die Fahrer teilweise die Strecke nicht kennen, so daß es schon passieren kann, daß ein ukrainischer Fahrer nach GoogleMaps den DIREKTEN Weg nach Siegelsdorf nimmt (kein Problem: ich will ja nach Siegelsdorf zum Bahnhof).

Was ich nicht am Plan hatte, daß ggf. eine feine Zeitverschiebung ebenfalls problematisch sein könnte: Ca. 43 Sekunden bevor ich die Haltestelle am Friedhof am frühen Morgen um kurz nach 06:15 Uhr erreicht hätte, fuhr der Bus bereits an mir vorbei. Laut meiner Uhr 4 Minuten vor dem Fahrplan. Da half auch kein Winken und auf die Uhr am Handgelenk deuten, der Fahrer fuhr stoisch weiter.

Also erstmal die Beine in die Hand genommen und in der morgendlichen Kälte um den Gefrierpunkt (deswegen mit T-Shirt, Ski-Shirt, Fleece-Pulli und Mütze eingepackt) in Richtung Schütt gespurtet - da wird einem mit dem Hinkelstein am Buckel schon ganz schön warm - nur nicht um's Herz.

Der Fahrer hat mich dann nicht verstanden, als ich auf ihn einredete, aber immerhin beantwortete er "Siegelsdorf ?" mit "Yes".

Nun gut, erste Hürde gemeistert.

Der Regionalexpress ab Siegelsdorf zum Nürnberger Hauptbahnhof hat angekündigte 8 Minuten Verspätung: Rechnen wir gleich mal mit 15, brauchen wir uns nicht ärgern und weil derartiges ja wenig überraschend ist, hatte ich sowieso genug zeitlichen Puffer in den Vorlauf für den Fernverkehr eingebaut.

Mehr als eine Stunde früher als die ICE-Anschlußverbindung nach Linz terminiert war,  bin ich am Nürnberger Hauptbahnhof.

Ich schlendere mal in die Bahnhofshalle, lasse mich gemütlich nieder und denke mir: Ach, ich könnte ja mal das Gleis online prüfen.

Ooooh, ca. 35 Minuten Verspätung schon JETZT prognostiziert.

Wer jemals mit der Deutschen Bahn unterwegs war, weiß, daß da sich jetzt noch Zins- und Zinses-Zins-Effekte bemerkbar machen werden...

Da die Verbindung ab Linz zwar ca. 30 Minuten Umsteigezeit inkludierten, war jetzt schon klar, daß der Rest der Anreise - insbesondere was DEN einen Bus am Nachmittag zum Start angeht, gerade wie ein Kartenhaus zusammenfallen drohte.

Eilig nach Alternativ-Verbindungen gesucht - die Bahn informierte einen natürlich NICHT über das Problem und natürlich NICHT über mögliche Alternativen: Aaaaah, da steht wohl GERADE eine NightJet der ÖBB an Gleis 8 (Verspätung 190 Minuten - auf Deutsch mehr als 3 Stunden) GEN Wien, designierte Abfahrt in 4 Minuten. Also wieder die Beine in die Hand genommen, hoch auf Gleis 8, zwei NightJets und der linke fährt genau in diesem Moment los. 2 Minuten vor der elektronischen Ankündigung.

MIST.

Nun, Hinsetzen und Weinen hilft ja bekanntlich nichts, also die Zeit Absitzen/Abwarten bis mein eigentlicher Zug kommt.

Laut der Durchsagen am Gleis und der Bahn-App entstand die Verspätung durch einen "plötzlichen unerwarteten Personalausfall". Ok, denkt (naiver) Reisender sich: Da hat sich wohl am Morgen der Lokführer krank gemeldet und es mußte erst noch Ersatz vor dem Start gesucht werden - kann passieren.

Der Informatiker fragt sich aber dann gleich, wann der Zug wohl wo gestartet ist, ab welchem Zeitpunkt das Problem bekannt und man nicht ZU DIESEM Zeitpunkt bereits elektronische Info automatisiert hätte schicken können, das man evtl. auf andere/frühere Verbindung versuchen könnte auszuweichen.

Wäre aber wohl zu einfach.

Da ich mich bei Entscheidungen/Bewertungen/Verurteilungen ungern auf eine Quelle verlasse, mal über andere Internet-Dienste (die die offenen Informations-Schnittstellen der Deutschen Bahn anzapfen und Daten selbst aufbereiten) quergeprüft.

Aha, da ergibt sich irgendwie ein leicht anderes Bild:

EINE Minute Verspätung beim Start wegen des Personalausfalls in Frankfurt.

Bereits in Hanau wieder im Plan.

Die ganze Verspätung wurde dann aber wegen der Umfahrung von Ascheberch ausgelöst.

Schauen wir uns das mal genauer an:

Überraschung: Die völlig marode Infrastruktur ist MAL WIEDER der EIGENTLICHE Auslöser.

Willkommen beim Lug&Trug-Unternehmen und den Experten für das Beschönigen von Problemen.

Lern-Effekt für Laien...

Merke: Hörst Du in Medien von Horror-Statistiken, Kosten-Explosionen, Termin-Verschiebungen,... bei der Deutschen Bahn, lächle und wisse, die eigentliche Wahrheit ist immer noch VIEL schlimmer...

Wann WAR die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München nochmal zu welchem Preis bereits fertig ?

Ok, ich sollte nicht anfangen zynisch zu werden, sondern mich auf die WIRKLICHEN (meine) Probleme besinnen: Aus den ursprünglich angekündigten 35 Minuten Verspätung, wurden dann gute 45 Minuten, der Anschluß-EC in Richtung Prag ist bereits bei der Ausfahrt aus dem Nürnberger Hauptbahnhof als verpaßt zu betrachten. Der nächste Zug fährt zwei Stunden später, was einen Taxi-Transfer für ca. 50-70 EUR, Hungern statt Abendessen und ggf. auf der Nebelsteinhütte vor verschlossener Tür zu stehen nach sich ziehen würde.

Kein rosigen Aussichten.

Nachdem ich generell mit dem Schlimmsten rechne, habe ich im voraus auch bereits händisch alle möglichen Regionalbuslinien ab Linz in nördliche Richtung ins Zielgebiet geprüft.

Da könnte sich etwas ausgehen...

Unterwegs meldet sich dann aber nochmal deutlich die Bahn-App:

Langsam werde ich aggressiv: 

ICH SOLL AUS DEM FAHRENDEN ICE - der gerade fast eine Stunde Verspätung hat - 30 MINUTEN VOR DER AKTUELL PROGNOSTIZIERTEN PHYSISCHEN ANKUNFT IN LINZ JETZT IN EINER MINUTE IN DEN EUROCITY IN LINZ UMSTEIGEN ?

Also entweder sind die Produktmanager/Requirement Engineers der Softwaresysteme der Bahn mit einem sehr speziellen Humor ausgestattet oder selten verblödet. - Leuten, die mich kennen, dürfte es an dieser Stelle nur bedingt schwerfallen, zu erraten, welche der beiden Möglichkeiten ich präferiere. Evtl. muß man mich dafür aber noch nichtmal kennen.

Schweigen wäre manchmal eben nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen, die bessere Wahl statt nur Müll von sich zu geben.

Ab Linz fahren um die Mittagszeit herum, interessanterweise drei Busse einer Linie in verschiedenen Variationen alle 15 Minuten nach Freistadt - danach ist für ein paar Stunden wieder eine Lücke im Fahrplan.

Ich erreiche den mittleren und auf die freundliche Frage, ob den mein Zug-Ticket wohl in dieser Regionalbuslinie evtl. auch gilt, weil ich den Anschlußzug verpaßt habe, erhalte ich die - für Deutsche sehr überraschende - Antwort vom Fahrer: "nach Freistadt ? - ja, klar".

In Freistadt dann noch ein wenig Zeit in der Sonne absitzen und den kritischen (einzigen) Bus am Nachmittag der Linie 758 gen Osten nehmen, der mich direkt nach Sankt Martin an den Start bringt.

Das Anreise-Muster war also letztlich:

Bus - Bahn - Bahn - Bus - Bus - Gehen


Jetzt aber...

Gegen 15:00 Uhr lasse ich somit alle Anreise-Sorgen und den zugehörigen Ärger hinter mir und es geht bei bestem T-Shirt-Wetter (wer hätte das noch am Morgen und insbesondere in den vergangenen Tagen gedacht) auf dem Weitwanderweg 06 (Niederösterreichischer Mariazellerweg) in Richtung Nebelstein.

Als ich einen kleinen, idyllischen Camping-Platz und diesen Badesee passiere, denke ich mir nur: Gut, daß ich das Pubertier nicht dabei habe - sonst wäre das Abendessen jetzt wohl wieder in Gefahr ;-)

Nach einer Weile kann ich die Asphaltstraße hinter mir lassen und es geht durch den Wald immer weiter bergauf.

Augenscheinlich ist das hier auch ein geeignetes Rückzugsgebiet für Qualitätsjournalisten und ihre Hinweisgeber:

Mit der gewonnen Höhe ergeben sich ab und an schon erste Aus-/Weitblicke:

Gegen 16:30 Uhr ist dann mein Tagesziel, die Nebelsteinhütte erreicht:

Hier beginnen, enden bzw. passieren etliche Weitwanderwege:

Nach meiner Kenntnis ist es auch der einzige Punkt, wo vier verschiedene Weitwanderweg-Nummern sich begegnen (verschiedene 06er-Zweige begegnen sich und zwei anderen WWWs auch anderswo):

  • WWW05 Nord-Süd-Weg - Beginn
  • WWW06 Mariazeller Weg (Niederösterreich) - Beginn
  • WWW07 Ostösterreichischer Grenzlandweg - Beginn
  • WWW08 Eisenwurzenweg
Ich werde von hier den WWW07 starten und als ersten Abschnitt den Thayatalweg bis Retz (Weg 630) gehen, wo auch ein Klassiker von Weitwander-Cache liegt.

Nach dem Abendessen steige ich in Latschen zum Gipfel auf.

Der Ausblick in alle Richtungen hat was...

Interessant: 

Just am Vortag war noch DRINGLICH (wegen Lebensgefahr) vor Ausflügen in Regionen oberhalb von 1.000 Metern gewarnt worden.

All meine Versuche - trotz unsachgemäßer Fußbekleidung - hier auf 1.017 Metern einen relevanten Rettungseinsatz in den Schneemassen zu provozieren, scheitern leider kläglich. Meine Unfähigkeit kennt bekanntermaßen keine (Staats-)Grenzen.

Die Sicherungs-Infrastruktur stellt für mich persönlich da zuweilen schon größere Herausforderungen...

Fazit für den Tag:

Ende gut, alles gut ?

Soweit, so gut !


Begegnungen:

- 1 Mäusebussard


Erster und letzter Gipfel > 1.000 m:

- Nebelstein (1.017m)