Die Anreise innerhalb des Wiener Stadtgebiets klappt FAST wie am Schnürchen: Augenscheinlich findet heute irgendein großer Lauf in Wien statt, so daß der Bus im Gebiet des Ernst-Happel-Stadions etwas ausgebremst wird und ich in der Folge dem Anschlußbus nur noch hinerher sehen kann.
Mmmh, 30 Minuten Wartezeit sind ja an sich nicht schlimm, aber bei dem kalten Wind, der hier an der Donaumarina durch die Straße pfeift...
Aber dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen: Die Bäckerfiliale ist zum Aufwärmen keine Option, da kaum zwei Leute reinpassen. Auch ansonsten hat hier sonntags augenscheinlich alles zu und der U-Bahnhof ist nach allen Seiten offen. Doch dann fällt mir doch etwas auf und ein: Die nächsten 25 Minuten verbringe ich mit Aufzugfahren ! - Der Glaskasten fährt immer zwei Stockwerke HOCH zur UNTERgrundbahn und bringt lauffaule Fahrgäste (und Skifahrerinnen) von dort herab. Manch ein Aufzugs-(Mit-)Fahrgast mustert mich zwar etwas komisch von der Seite, aber meine Erklärung ist stichhaltig bis logisch. Die Höhenmeter zählen natürlich nicht !
An der Endhaltestelle der Linie 79a im Wiener Hafengebiet starte ich dann endgültig in meinen zweiten Teil des 07ers.
Am Kraftwerk Freudenau kann ich die Donau überschreiten.
Das Wetter ist im Gegensatz zum Vortag, als es regnete, heute ganz ok (stark bewölkt), aber kalt.
Und da soll ICH mich auf der Donauinsel gleich mal komplett ausziehen:
KKs müssen sich hier nackig machen (das wäre ja vielleicht ganz im Sinn von Frau K.K.) ??? - Mir ist es gerade in jedem Fall zu kalt !
In der Folge kommen auch immer wieder deutlich Warnschilder, daß hier mit Brüsten zu rechnen ist:
Sind wir hier jetzt in Amerika ?
Eigentlich will ich die Donauinsel ja an dieser Stelle nur queren, jedoch offenbart sich der ganze Schlamassel als ich über den Hügel und aus dem Grüngürtel heraus komme und einen freien Blick habe auf...
... nun ja, auf was eigentlich genau ? Jedenfalls KEINE Brücke !
EIGENTLICH führt hier der Europäische Ferrnwanderweg E6 über die Neue Donau.
Steht der Türke schon wieder vor Wien und man hat die Brücke gesprengt ?
Schützt die zuweilen als Ausrede oder gar Naivität aufgefaßt werden könnende "immerwährende Neutralität" Österreichs vielleicht doch nicht vor Putin und dessen Saboteure waren hier in der Nähe des Ölhafens bereits aktiv (ähnlich zum Sprengstoff an der Nato-Kerosin-Pipeline) ?
Für mich persönlich gerade egal.
Houston hört auch nicht.
Jetzt hieße es wohl Schwimmen. Ah, DESWEGEN hätte ich mich schon mal ausziehen sollen ! - Aber ich bin doch so ein schlechter Schwimmer. Und Fährmann, hol über - wirkt hier auch recht aussichtslos :-(
In der Ferne kann ich im Süden eine Hochbrücke erkennen. Ist nur die Frage, ob es da auf der Donauinsel auch einen Zustieg gibt, denn manche der Brücken führen auch einfach komplett über die Donauarme.
Just kommt aber ein Jogger aus der Richtung, den ich umgehende befrage. Bzw. zwei Mal befrage, denn er muß denn doch erstmal die Musik abstellen und die Ohrenstöpsel entfernen, bevor er auch nur ein Wort versteht.
Immerhin: Die Rückmeldung ist positiv. Fußgänger und Radfahrer kommen dort über's Wasser.
Also nichts wie los...
Brücke gut, alles gut !?
Am Stand in (Klein-)Jamaika ist jedenfalls um diese Jahreszeit nicht sehr viel los...
Und kaum sind 45 Minuten verGANGEN, stehe ich auch schon auf der anderen Seite der Brücke und kann meinen Weg fortsetzen.
Zuerst ziehe ich aber mal Anorak, Mütze und Handschuhe aus, da mir warm um's Herz geworden ist.
Nun finde ich auch den ersten Hinweis auf den Ostösterreichischen Grenzlandweg (WWW07):
Der 07er führt dann durch den Nationalpark Donauauen und letztlich auf dem zurückgesetzten Hochwasserschutzdamm bzw. an diesem entlang.
Zwischendurch gehe ich ein für Radfahrer gesperrtes Stück, was aber ganz nett ist, mal keinen harten Untergrund zum Gehen zu haben.
Wäre da nicht diese unerfreuliche Ende des Damms:
Oha, muß ich jetzt WIRKLICH einige Kilometer zurück und außen rum gehen ?
Die Böschung ist steil, der Wassergraben tief. Zu tief.
Einen Blick auf's GPS später: Aha, in einem Bogen führt nördlich eine gepunktete Linie weiter.
Mmmh, und am gegenüberliegenden Ufer sind bei genauerer Betrachtung auch so etwas wie Pfadspuren zu erkennnen.
Also ran an den Rand und rein ins Gebüsch.
Aha, der Wadi oberhalb des Wassers sieht begehbar aus:
Also schnell durchgekämpft und schon stehe ich auf der anderen Seite.
Plöztlich höre ich Rufe: Ah, im jenseits steht ein E-Mountainbiker (illegal), der mich aus der Ferne wohl an der Böschung ratlos stehend gesehen hatte und sich nun fragt, wie ich mich wohl auf die andere Seite gebeamt habe.
Nun, seien wir mal nicht so - Mountainbikern zu helfen gehört mittlerweile ja schon zu meinem Standardprogramm (siehe auch: Graz - Monaco, Tag 37: Ich unterstütze mit mehreren Anweisungen und Detailverbesserungen und digitiere ihn letztlich zu mir herüber.
Weiter geht's auf dem Hochwasserschutzdamm bis zu meiner Abzweigung nach Orth, dem heutigen Tagesziel:
Die Natur ist - wie üblich - hier schon ein Stückchen weiter als zu Hause: Erste Büsche blühen (gelb), Blumen säumen den Weg, zwischendurch labe ich mich an Bärlauch und so spaziere ich gen Nordosten...
Seit dem Damm gibt es auch wieder Markierungen...
Und sogar die Wegweiser zeichnen den Weg 607 (07er, you know) hier explizit in beide Richtungen aus:
Sowas hat man lange nicht gesehen !
Die Katze mitten im Hühnerstall auch nicht:
Wie ich von der Besitzerin höre, ist das wohl ihr Lieblingsplatz und wer kann es ihr verdenken: Dach über dem Kopf, mit Unterhaltung (Notrationen im Fall schlechter Zeiten inklusive) und normalerweise ist wohl auch noch ein Hund anbei.
Die Perlhühner sind dafür nicht zu überhören - DESWEGEN werden sie wohl selten gehalten, meint die Halterin - wobei ich das eher als Argument für das Abendessen halten könnte.
Vielleicht bin ich nach der heutigen Wanderung nun am Ortsrand von Orth aber auch einfach nur schon ein wenig hungrig. Kann passieren ;-)
Begegnungen:
- Ania und Tom beim Frühstück
- Weitwanderpärchen (?) aus der Ferne im Vorbeigehen
- ein E-Mountainbiker aus Bratislava der mich um Hilfe aus dem Jenseits anruft
ein komplizierter Start verheißt eine gute Wanderung, schrieb mir jemand unter meinen Blog ;-)
AntwortenLöschenDanke für die tröstenden und Hoffnung gebenden Worte.
LöschenUnd im Zweifelsfall gilt ja (meistens) dann noch die alte Weitwandererweisheit: Teh trail provides ! :-)