Samstag, 29. März 2025

Heiße Sendepause unbekannter Länge

Als ich am Vorabend in der heißen Dusche im Hotel in Jennersdorf mir den - trotz Regen - traumhaften Tag durch den Wald an der Grenze entlang nochmal so durch den Kopf gehen lasse, daran denke, daß ich den LETZTEN Bus der Woche an jenem Freitag erwischt habe und am GANZ frühen Samstag Morgen in jedem Fall eine (Anruf-Sammel-)Taxi bräuchte, um dann ab Kalch eine ganz lange Etappe mit >> 30 Kilometern (eigentlich 1,5) durch strömenden Regen zu absolvieren, direkt mit Öffis und mehrfach umsteigen von Bad Radkersburg nach Graz weitermüßte, um dann die Nacht durch mit dem Flixbus gen Nürnberg zu fahren, entscheide ich mich für etwas ganz anderes...

1. Das Stück Kalch - Bad Radkersburg hebe ich mir für IRGENDWANN auf

2. Das ist logistisch zwar quasi selbstmörderisch und entbehrt jedweder Logik, da dieser südöstlichste Zipfel der Steiermark so ziemlich der am schwierigsten/langwierigsten von Deutschland aus erreichbare Winkel.

3. Der östliiche 03er-Lückenschluß (Südalpenweg) erfolgte auch bereits 2023 (Bad Radkersburg - Eibiswald), so daß sich das auch nicht kombinieren läßt.

4. Aber, ich mache das trotzdem !

5. Ich habe auch schon eine Herz-erwärmende Alternativ-Idee für den heutigen Tag, was ich da anstelle, bis 22:xx Uhr der Flixbus fährt...

Mal schnell im Netz gesucht: Etwas passendes. Etwas spezielles. Etwas authentisches gefunden :-)

Mir fehlt nur noch EIN Utensil: Ein Funktions-Outdoor-Handtuch ist da nur bedingt geeignet und wahrlich nicht ausreichend.

Aber wäre doch gelacht, wenn ich da nicht einen Deal machen könnte: Ehrlich währt - bekanntlich - am längsten.

Pustekuchen !

Morgens im Hotel werde ich von Pontius zu Pilatus verwiesen, um letztlich an Kleopatra jämmerlich zu scheitern: Nein, eines dieser popeligen weißen 0815-Handtücher kann man NICHT käuflich erwerben :-o

Naja, ich beichte in Graz mal, daß ich das 07er-Finale hier im Süden saußen lasse, nach der Donauinsel-Hypothek also noch eine weitere Baustelle offenlasse und schwinge mich in den Zug gen Graz.

Es ist ja Samstag, also sollte sich in Graz ein Geschäft mit Badetuch finden...

Aber es ist BESSER.

Der Obmann und seine bessere Hälfte erwarten mich bereits in Graz, Hbf am Bahnstein mit einem Badetuch, blau wieder der schönste Wanderhimmel.

Ha, the trail provides !

Vielen, vielen herzlichen Dank Helen und Gert !!

Wir gehen zusammen noch einen Kaffee trinken und irgendwann verabschiede ich mich dann mit meiner neuesten Errungenschaft gen Stukitzbad mit der gleichnamigen Sauna.

Etwas skuril: Samstags herrscht da Geschlechtertrennung (je nach Wochentag unterschiedlich) und man wird im Treppenhaus separiert.

Ich verbringe den halben Tag in der Sauna, während es draußen regnet.

Die Stimmung und die Gesellschaft ist speziell aber klasse.

Das Preis-Modell habe ich zwar nicht verstanden - am Ende bekomme ich irgendeinen krummen Betrag zurück - aber schee war's scho' :-)

Zurück zum Haupt-Bahnhof, beim örtlichen Italiener stärken, Zeit im Warmen absitzen und dann mit der S-Bahn raus in die Peripherie, da im Unterschied beispielsweise zu Triest, Nürnberg oder München die Fernbusse hier nicht zentral fahren dürfen.

Der Flixbus kommt pünktlich und - als hätte ich es von gaaaaanz laaaanger Hand geplant, ist das die EINZIGE Samstag-Abend-Verbindung des Jahres, wo in Nürnberg am Sonntagmorgen halbwegs Anschlußzüge verkehren: Es ist Zeitumstellung, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt, während wir auf direktem Weg (nur 1 Halt in Regensburg) gen Nürnberg fahren.

Wäre ich (vom Wandern) naß gewesen, wäre ich im Bus allerdings gestorben: Hallo ? März ! - Klima ? Heizung !

Manchmal klacken die Puzzleteile der Ordnung der Welt einfach nur perfekt ineinander :-)

Und IRGENDWANN - auch wenn ich NOCH keinerlei Ahnung habe wie - werde ich sicherlich hierher zurückkehren, auf dem einen oder anderen Weg...


Freitag, 28. März 2025

Tag 24: Grenzgängertum per Riesentorlauf

Maria Bild - Kalch
(27,6 km - 460 Hm auf - 530 Hm ab)

Die Wetterprognose für heute ist im Tagesverlauf durchwachsen.

Als ich schwungvoll (soweit einem Kai möglich ;-) aus der Tür des Gasthauses trete, um los zu marschieren, empfängt mich bereits Sprühregen :-o

SO war das aber nicht angekündigt !

Schnell zurück, Regenhose anziehen und Wanderschirm aufspannen.

Dann gehe ich gleich mal 15 Meter in die falsche Richtung, aber ein kurzer Blick auf's GPS, eine 180° Kehrtwende und einige aus dem Stand bereits schweißtreibende Meter später, stehe ich oben an/hinter der Wallfahrtskirche Maria Bild und bin zurück in der Spur: 

Aber JETZT geht's bergab.

Erst durch den Wald, später an der Straße entlang und durch den Ort Weichselbaum, dort wird die Bundesstraße und kurz danach die Zuglinie überschritten.

Die ungarische Grenze ist in diese südliche Richtung nicht mehr weit, aber ich muß erstmal an der Bahn entlang über einen Schotterweg gen Westen.

Später geht es dann auf der Straße über die Raab und durch kleinere Orte.

Manchmal kürze ich allerdings durch den Wald ab, denn der Ober-Guru der Weitwanderer hatte mir gestern sowieso empfohlen, heute etwas flexibler bei der Auslegung der Wanderroute zu sein, weil es da schöne(re) Varianten direkt an der Grenze gäbe.

Wo ich mich doch sonst bestimmt immer absolut "vorschriftsmäßig" verhalte, siehe Nord-Süd-Weitwanderweg 2025, Tag 02.

Aber "Hexenweg" klingt auch einfach zu verlockend !

Der eine Weiler oder das andere Örtchen wird noch passiert und ich habe mittlerweile schon ganz gut an Höhe gewonnen.

Zuweilen zieren etwas skurile Dinge die (Vor-)Gärten... 

Oder auch - zumindest für die Gegend, wie mir scheint - untypische Bausubstanz steht am Weg:

Letztlich besetze ich ein Buswartehäuschen (da ist es trocken) für meine Mittagsrast, bevor ich mit dem Schirm weiterspaziere.

Eigentlich ist das ja ein Rucksackschirm, damit man die Hände beim Wandern und für die Stöcke frei hat, allerdings kann sich die Konstruktion auch der Hebelgesetze und einiger weiterer suboptimal wirkender, physischer Gesetzmäßigkeiten nicht entziehen, so daß ich heute - ob des leichten Terrains - nur mit einem Wanderstock und dem Schirm in der Hand gehe.

Und als nächstes gleich mal wieder Weg vom 07er und ab in die Pampa:


Der Weg durch den Wald ist klasse und natürlich 1.000 Mal angenehmer als Straße !

Die Markierungen bzw. Wegweise sind auch passend und der Weg wechselt auch später immer mal wieder hinüber nach Ungarn.

An einer Stelle steht noch ein alter Wachturm aus Zeiten des kalten Krieges mit einigen Infotafeln.

Heute sieht das natürlich sinnlos aus, da die Bäume außenherum deutlich höher als der Beobachtungsposten gewachsen sind:

Der Weg wird immer traumhafter, obwohl es ja noch nichtmal Frühling ist.

Heute nur ein Wanderstock, weil Weg so einfach ist ?

Da habe ich wohl zu laut gedacht:

Auf der Brück bräuchte man eigentlich Grödeln oder besser 10-zackige Steigeisen, um nicht zu rutschen und danach durch den Gatasch steil bergan (ein Schritt vor, einen halben zurückrutschen) wären sie auch nicht verkehrt.

Aber irgendwie komme ich ohne durchdrehende Räder nach oben und grüße mir plötzlich entgegenkommende Wanderer übertrieben nett, denn abwärts möchte ich da gerade nicht unbedingt gehen ;-)

Weiter geht's zum Dreiländereck Ungarn-Slowenien-Österreich:

Im Nieselregen wirkt der Ort recht trostlos, obwohl er auch eine Geschichte hat, die mit dem GEMEINSAMEN Bau des Gedenksteins einen würdigen Schlußpunkt hat.

Der Kiosk ist ob des Sauwetters nicht bewirtschaftet, aber ich finde ein trockenes Plätzchen für einen Riegel für zwischendurch.

Ich spaziere weiter und wundere mich mehr und mehr über die Grenzsteinkonstruktion:

Ich kann doch nicht dauernd orthogonal durch über die Grenze gehen, insbesondere, da deren Verlauf ja eigentlich längs zum Weg sein müßte.

So untersuche ich dieses Phänomen etwas genauer und bin bass erstaunt: Das sind quasi GrenzdeterminierungsTORE. Ich bin auf einem riesigen Riesentorlaufparkour unterwegs !

Auf den immer paarig angebrachten Steinen steht jeweils ein Offset, z.B. 0,8 und 2,4 was bedeutet, daß die Steine 3,2 Meter auseinander sind und die Grenze im Weg/der Straße eben jeweils an der angegebenen Entfernung vom jeweiligen Stein liegt.

Auf dem WWW07 bin ich zwischenzeitlich auch längst zurück.

Das mit der Grenze ist hier schon echt schräg - teils im wahrsten Sinne des Wortes: Hier geht sie schräg über die Straße und teilt den Ort...

Gleichzeitig stehe ich hier an einer entscheidenden Stelle, die - was ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht weiß - größere Konsequenzen haben wird.

Die Gretchenfrage ist wie so oft bei schlechtem Wetter auf Tour: Schön im Gasthaus einkehren, Aufwärmen, etwas warmes Essen/Trinken (könnte einem am Gleinalm-"Schutz"haus ja nicht passieren - siehe in die Zukunft blickend Nord-Süd-Weitwanderweg 05, 2025: Tag 15) und dann wieder zurück in die Nässe.

In der Regel entscheide ich mich da immer dagegen, was nicht immer so horrende Folgen hat (und tödlich hätte enden können) wie bei Graz-Monaco, 2014: Tag 060. Heute die übliche Wahl: Nope.

Und es wird eine gute gewesen sein !

Ich gehe ein Stück weiter und nach Querung der Bundesstraße per Brücke der Nebenstraße werde ich ob des Verkehrs unter mir daran erinnert: So langsam sollte ich mich mal um das BAST kümmern. Das Burgenland-Anruf-Sammel-Taxi verkehrt auf Buslinien, wenn diese an dem Tag gar nicht bedient werden bzw. der zeitliche Abstand zu einer Linienfahrt ausreichend groß ist. Es ist eine MINDESTvorlaufzeit von 60 Minuten einzuhalten. Man kann das nur über eine zentrale Hotline anfragen und die Möglichkeit hängt auch von Kapazitäten ab.

Also im halben Schutze eines Dachüberstandes (zu klein) eines Schuppens mal das Telefon herausgesucht und durchgeklingelt. Die Ergebnisse waren allerdings enttäuschend bis ernüchternd: Ob heute ÜBERHAUPT noch eine Fahrt von Kalch zurück nach Jennersdorf möglich ist, sei unklar und aktuell nicht bestimmbar.

Hä ? - Also entweder gibt es für den Nachmittag- bis Abendverlauf noch Kapazitäten oder nicht. Ja oder nein. Schwarz oder weiß. 0 oder 1. Einen Zusammenhang zu Schrödingers Katze kann ich beim BESTEN Willen mir nicht annähernd auch nur illusionär ausdenken, geschweige denn mir die Dame am Telefon irgendwie erläutern.

Nun gut, auf Wiedersehen !

Es gibt noch einen letzten Bus am heutigen Freitag. Also eigentlich den einzigen nach dem vom Morgen.

Allerdings müßte ich zum Erreichen für die restliche Wegstrecke laut GPS einen Schnitt von über 6 km/h gehen und noch einige Aufstiegsmeter überwinden.

Das klingt ziemlich unmöglich :-o

Egal, erstmal ab wie die Feuerwehr und dann im stürmischen Schritt weitere Maßnahmen planen, angehen, umsetzen...

Aha: Wenn ich ein Stück länger Straße gehe, spare ich mir ein Stück Umweg und vor allen Dingen alle weiteren Anstiege.

Skurilerweise sehe ich unterwegs sogar noch eines dieser BAST-Fahrzeuge - allerdings dürfen die ungeplant sowieso keine Fahrgäste (mit) aufnehmen.

Das ziehe ich jetzt durch !

Über die Straße eile ich wirklich (@Volker: hier waren evtl. wirklich die Sieben-Meilen-Stiefel im Einsatz) mit einem Schnitt von 6 km/h zum Feuerwehrhaus nach Kalch, wo ich dann noch 15 Minuten Zeit habe, bis der Bus kommt.

Wo ein Wille, da ein Weg :-)

Im Bus zurück nach Jennersdorf bin ich der einzige Fahrgast und der Fahrer ist begeistert: Ein Wanderer !

Ich bekomme erstmal sein Handy, um mir Fotos von seiner Fahrradtour am Camino anzusehen. Er schwärmt davon und will dort nochmal zu Fuß mit dem Sohn gehen, wenn dieser groß genug dafür ist (und Lust hat).

Der Fahrer hat viele Jahre in Deutschland gelebt und in der Corona-Zeit hat er für 30.000 EUR ein Haus in Ungarn gekauft, von wo er jetzt immer 40 bzw. 60 Kilometer herüber ins Burgenland zu seinen Einsatzorten pendelt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in dieser Konstellation für ihn und seine Familie natürlich perfekt. 

Wir verbringen eine sehr kurzweilige Fahrt miteinander und an der Endstation Jennersdorf, Bahnhof verabschiedet er mich nicht nur mit einem "Buen Camino" (Gute Reise/Guten Weg), sondern beschenkt mich auch noch mit Proviant ! - Die Fischdose werde ich mir als Abendessen mit den restlichen Krümmeln meines Vollkornbrots gönnen. Vergelt's Gott ! - Manchmal ist die Welt einfach nur gut zu einem...

Im Nachhinein muß ich sagen, dies war heute der schönste Regentag, den ich jemals hatte :-)


Begegnungen:

- 3 Rehe

- 1 Grünspecht

- 1 Buntspecht

- 2 Rehe

- 1 Hase

- 2 Mädels unterhalb des Dreiländersteins

- 1 ungarisches Ehepaar nach dem Dreiländerstein

- 5 Rehe

- netter Busfahrer mit Camino-Erfahrung


Donnerstag, 27. März 2025

Tag 23: Pfadfinder voraus

Güssing/Ludwigshof - Maria Bild
(25,6 km - 550 Hm auf - 460 Hm ab)

Heute lacht am Morgen wieder die Sonne - wie vorhergesagt - und so hat sich auch ein anderer nochmal angesagt: Gert kommt nochmal aus Graz, um einen Tag mit mir zu spazieren.

Sehr schön !

Allerdings liegen vor dem geplanten Treffen am Kreisverkehr nördlich von Güssing noch 2,7 Kilometer Wegstrecke vor mir und ich bin mal wieder/wie üblich fünf Minuten zu spät dran :-o

Als ich so dahineile piepst es plötzlich in der Beintasche: Nachricht vom Meister. Bus hat aktuell 13 Minuten Verspätung, Treffen am Hauptplatz angezeigt. Geht klar !

Ich marschiere also weiter und erreiche den Markptplatz von Güssing. Mmmh, komisch: Als Deutscher mit mangelhaften Ansätzen österreichischen Sprachverständnisses ist mir immerhin klar, daß der "Hauptplatz" eines Ortes in Österreich in Deutschland üblicherweise als "Marktplatz" bezeichnet würde. Ein expliziter "Marktplatz" ist mir bisher im Nachbarland nie aufgefallen, sondern nur da und dort ein Marktplatz.

Also fix ein Foto vom Haltestellenschild "Marktplatz" angefertigt und an Gert geschickt. Umgehend kommt zurück, daß ich noch ein Stückchen weiter muß, denn er ist wirklich am "Hauptplatz" - und ebenfalls erstaunt, daß es eine Haltestelle "Marktplatz" gibt ;-)

Aber alles kein Problem und so umrunden wir die Burg mit der Kirche von Güssing und wenden uns nach Süden.

Den Burgberg haben wir uns zwar gespart, aber nach Güssing geht es dann ganz ordentlich durch Vororte/Dörfer die Hügel hoch.

Diskutiert man in Deutschland noch 5G-Mobildatenempfang für jede Milchkanne, ist man hier in Österreich augenscheinlich schon einen Schritt weiter: Bushaltestelle an jeder Milchkanne...

Mmmh, oder werden hier die digitalen Daten noch analog (per Bus) transportiert ?

Erinnert mich an ein Szenario aus meiner Jugend als ich mal mit dem Bahnbus von Coburg nach Fulda zu Patentante und -Onkel gefahren bin und irgendwo in der Rhön an einer Haltestelle eine Kiste zum Linienbus gebracht wurde, die dann einige Kilometer später wieder abgeholt wurde.

Nun, gibt es heute auch nicht mehr: Die Linie ist (natürlich) schon seit Jahrzehnten eingestellt.

Für uns geht es im hier und heute jedenfalls erstmal weiter sanft bergan...

Wer die ganze Zeit bergauf läuft, muß offensichtlich auch irgendwann mal wieder bergab.

Letzteres hatte ich mir aber irgendwie doch etwas anders vorgestellt...

Da durch ?

Aber der Pfadfinder ist schon vorneweg, duldet kein Zögern, Zaudern oder Zittern.

Nun denn, auf in den Kampf...

Jenseits des Abstiegs durch den - absolut weglosen, aber sporadisch markierten - (dichten) Wald sieht die Lage dann schon wieder ganz anders aus, als ich auf meinem (schwankenden) Throne sitze:

Der große Gert paßt denn aber doch nicht in den kleinen Kinderjägersitz rechts daneben ;-)

Und so spazieren wir an einem weiteren Damwildgehege vorbei und weiter...

... bis nach Neustift - nein, NICHT im Stubaital ;-)

Später queren wir die Ebene und überschreiten auf einer nagelneuen Brücke die noch unfertige neue (augenscheinlich 1-spurige) Autobahn nach Ungarn.

Danach müssen wir einen großen Bogen um einen Sumpf laufen, um dann über die Straße gen Rosendorf zu marschieren.

Im Ort treffen wir dann ein nettes einheimisches Ehepaar, die wohl mangels verbliebener Gaststätte im Ort notgedrungen nun die Dorfgemeinschaft (insgesamt immerhin 100 Einwohner) nun immer mal bei sich begrüßen - und bewirten.

Nachdem wir mit dem Mann etwas ins Gespräch gekommen sind, will er uns auch gleich einladen, wobei wir dankend ablehnen: Das wäre wohl feucht-fröhlich geworden, meint Gert grinsend im Weiterlaufen - dabei sind wir ja (noch) gar nicht in Slowenien, wo er und Helen auf dem E6 schon früh am Morgen zum Kaffee nicht etwa ein Glas Wasser, sondern "Schnops" bekommen haben. Immerhin sind sich dort die Einheimischen treu und allgemein einig: Das geht dann so den ganzen Tag weiter.

Ich würde sterben ;-)

Wir mühen uns die Straße hoch nach Krobotek, wo Gert dann gleich noch einen Wegweiser "pimpt":

Das mit der Abkürzung bezweifle ich etwas - wir gehen weiter den Berg hoch, einen Bogen, um dann doch (wieder) steil ins Tal auf der anderen Seite abzusteigen.

Mein GPS hat mich jetzt auch verlassen: Es wertet (normalerweise) Tracks immer bzgl. lokaler Minima und Maxima aus und zeigt diese an, aber diesen ganz ordentlichen Landschaftseinschnitt hatte ich schlicht überhaupt nicht auf dem Plan :-o

Und das, wo doch jetzt - laut ÖAV-Weitwanderer-Häuptling nun die Schlüsselstelle des 07ers kommt - von der Markierung auf der Straße sind wir auch noch abgewichen und nicht mal abgekommen - hoffentlich findet uns da die Bergrettung überhaupt, wenn jetzt was passiert...

Hubschraubereinsatz wäre ebenfalls schwierig und selbst Winden- oder Tau-Bergung - oder wie die Deutschen sagen würden und (hoffentlich) müßten "-Rettung" - wäre wohl problematisch bis unmöglich so eng wie hier die Bäume stehen. Na, Prost Mahlzeit !

Aber die Engel sind mit uns.

Wir kommen heil durch die kritische Passage.

Und auch das Mobilisieren der letzten (?) Kräfte - nein, nicht wirklich ;-) - klappt, so daß nicht mal eine Abschleppaktion am kurzen Seil nötig ist.

Details dazu exemplarisch: Wien - Nizza, Tag 75

Am Tagesziel in Maria Bild kommt dann noch eine spezielle Parade zur Feier des Tages im Gleichschritt (und mit lautem Geschnatter) vorbei: 

Lieber Gert, vielen Dank für die erneute Begleitung !

Und ich ahne es fast, wir sehen uns eher früher als später wieder ;-)


Begegnungen:

- 1 Storch

- Gert

- 1 Storch

- nette Anwohner in Rosendorf

- 5 Laufenten


Mittwoch, 26. März 2025

Tag 22: Warum gerade...

Eisenberg - Güssing/Ludwigshof
(22,5 km - 440 Hm auf - 470 Hm ab)

... wenn man auch Zick-zack-, Um-, Nicht- oder Irrwege gehen kann ?

Ich starte um 09:20 am Eisenberg und erstmal gehe ich in einem Bogen am Hang entlang, bevor es dann gegenüber den Berg hoch und aus dem Kessel geht.

Dort auf der Anhöhe treffe ich auch den eigentlich markierten Weg wieder und wundere mich noch, warum er einen Umweg nimmt. Nur wenige Meter weiter gehe ich dann gleich mal noch einen Umweg des Umwegs.

*Argh*

Das soll heute irgendwie munter so weiter gehen :-(

Aber vorerst geht es weiter den rot-gelben Markierungen des Burgenlandweitwanderwegs folgend voran.

Zwischenzeitlich komme ich durch versprengte Gehöfte, Weiler und kleine Siedlungen, die zuweilen auch etwas kuriose Bezeichnung - weit entfernt von nüchtern - haben:

Die christlichen Hinterlassenschaften am Weg weisen hier auch schon ziemlich viel Grünschmuck auf:

Kurz danach bin ich verloren: Die Markierung führte noch weg von der Straße und in den Wald, dann sind zwar deutliche Wildschweinspuren auf einem früheren Forstweg klar und deutlich zu erkennen, genauso wie rot-gelbe Markierungen irgendwo an Bäumen im Dickicht - nur paßt beides halt so gar nicht zusammen :-(

Da wäre eine Wegführung über die paar Meter Straße besser, insbesondere weil man davor und danach sowieso die meiste Zeit auf dieser unterwegs ist.

Nachdem Kohfidisch durchschritten ist, geht es auf Kirchfidisch zu.

Ein Blick auf's GPS und ich nehme nicht die Hauptstraße mit der Markierung, sondern die Nebenstraße (nicht nur verkehrsärmer, sondern auch noch kürzer !).

Bevor es am anderen Ende des Ortes wieder in den Wald geht, mal wieder ein Gehege mit Dammwild am Weg:

Im Wald zweigt mein Weg dann von der Forststraße ab und führt auf einem netten Pfad auf und ab...

... an kleinen Tümpeln vorbei...

... und schließlich hinab nach Punitz.

Zeit für eine Pause, wobei der Gast- und Kaufhof hier wohl auch schon länger ein Lost-Place ist:

Ich muß - auf den Stufen sitzend - erstmal durchschnaufen: Meine Fußsohlen brennen und die Füsse schmerzen. Die 35 Kilometer von gestern stecken mir wohl nicht in den Knochen oder Muskeln, aber in der gequälten Unterseite der Füße :-o

Da hilft es auch nicht, auf dem Gras neben der Straße zu laufen, mal davon abgesehen, daß nach dem Ort sowieso wieder etliche Straßenkilometer folgen...

Immerhin: Mein heutiges Tagesziel liegt etwas vor Güssing und auch wenn ich den Bio-Pferde-Hof erst nicht finde - aus meiner Richtung gibt es keine Hinweisschilder und Google-Maps-Anzeige sowie Adresse bei Google sind (teilweise) falsch.

Ein Anruf schafft dann aber schnell Klarheit, auch wenn es von Hausnummer 34a bzw. 34b zur 34 dann nochmal gut 600 Meter sind.

Apropos Bio:

Ein Pferde-Bio-Hof wäre ja wohl ein Bio-Hof mit Pferden, wohingegen auf einem Bio-Pferde-Hof sich Bio-Pferde befinden.

Bio-Pferde bekommen dann bestimmt keine chemischen Medikamente, sondern maximal Homäopadie (oder bekanntlich Blutegel - wie waidwunde Weitwanderer). Der Equidenpaß derartiger Vierbeiner ist dann ja quasi blütenweiß und so braucht man "am Ende" gar keinen Abdecker, sondern kann den Ungarn von nebenan (aus der Nähe anrufen). Und ab in die Salami :-)

Wo ich mir dann allerdings noch nicht ganz sicher bin: Evtl. ist die Ernährung dann auch noch bio ?! Selbst angebautes Gras und ähnliches. Klingt ja immer leckerer !

Ich muß - zu meiner Schande - allerdings anmerken: Ich habe den netten Hofbesitzer NICHT auf dieses Thema angesprochen ;-)

Wobei es schon beeindruckend ist, was sie vor 23 Jahren aus dem früheren Rinderstall so gemacht haben (Zimmer + Frühstücks-/Barbereich) und wie der Laden hier auch den örtlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum fördert: Just als ich ankomme ist - wie üblicherweise jeden Mittwoch seit 16 Jahren - Seniorennachmittag mit "Highlife" für aktuell 70- bis 94-Jährige.


Begegnungen:

- 1 Buntspecht

- 1 Grünspecht

- 1 Hängebauchschwein

- wöchentlicher Seniorentreff (70-94) seit 16 Jahren auf dem Bio-Pferdehof Fabian


Dienstag, 25. März 2025

Tag 21: Der längste Tag in der Todeszone

Lockenhaus - Eisenberg
(34,9 km - 810 Hm auf - 830 Hm ab)

Heute steht eine richtig lange Etappe auf dem Plan und die beginnt mit dem wohl längsten Anstieg auf meiner 07er-Begehung: Ca. 8.848 Meter sind es hier bis zum quasi meist- und härtest geschriebenen Gipfel der Seven-Summits mit seiner Höhe von ca. 8.848 dMetern. Todeszone quasi.

Die Zeichen stehen bereits am Ortsrand von Lockenhaus eindeutig: Aufwärts !

Allerdings führt die Markierung laut Karte auf der anderen Seite der Schlucht den Berg hinan, so daß ich NICHT rechts abbiege, sondern geradeaus weitergehe.

Das wird sich gleich als deppert - und mit zusätzlichen Höhenmetern verbunden - herausstellen - denn einige Hundert Meter weiter, wartet bereits der Horror-Clown eines jeden Weitwanderers in Österreich mit seinen Smiley-gelben Schildern:

*Argh*

Diese Idioten !

Hätten ja UNTEN an der Abzweigung von der Straße schon einen Hinweis hinterlassen können, statt einen hier in die Sackgasse laufen zu lassen :-(

Die Schlucht (der Marchgraben) auf der Diretissima zu durchsteigen, um auf den Forstweg auf der anderen Seite zu gelangen ist auch keine (wirkliche) Option.

Also erstmal zurück. Und dann doch der obigen Markierung aufg dem Boden folgen...

Der Aufstieg ist nett, die Steigung meist moderat und erfolgt letztlich in Wellen: Immer, wenn man meint, einen höchsten Punkt erreicht zu haben (z.B. Weidriegel oder Salzriegel), geht es ein Stück einen Rücken in die eine oder andere Richtung entlang und dann kommt jeweils der nächste Anstieg.

Die Luft wird langsam dünner.

Habe ich auch genug Sauerstoff an Bord ?

Immerhin kann ich eine mir entgegen kommende Walkerin noch warnen, damit sie nicht von oben in die forstwirtschaftliche Sackgasse läuft, sondern auf der "richtigen" Seite bergab geht.

Zwischendurch führt der Weg auch mal über nette Singletrails und ich werde mit weiteren gelben Verbotsschildern konfrontiert:

Kurze Sondierung der Lage. Schild steht nicht in der Mitte der Straße. Nur eines. Kurze Neuorganisation des Festplattenspeichers und ein Reboot zum Reset des RAM: Kann mich an kein Schild mehr erinnern. Also weiter.

Die Arbeiten spielen sich hier auch links des Weges irgendwo im Wald ab. Also nichts wie vorbei, denn hier oben (in der dünnen Luft) hätte es wohl keine plausible Alternativ-Route gegeben...

Kurz vor dem grenzwertigen Gipfel des Geschriebensteins (mit seinem Aussichtsturm an der ugnarischen Grenze) muß ich mich dann entscheiden:

Stichweg zum Gipfel und anschließend wieder hierher zurück oder gleich abbiegen.

Ob der sich abzeichnenden Schneewalze fällt meine Entscheidung schnell und präzise: Nichts wie absteigen, wobei das Zwischenziel "Finstergraben" nicht gerade die allgemeine Sorgenfreiheit zu steigern vermag :-o

Noch vor dem Verlassen des Waldes beginnt der Niederschlag.

Scheinbar konnte ich immerhin bereits genügend Höhenmeter abbauen, um unter die Schneefallgrenze zu kommen, so daß der Faludi(bade)stausee im strömenden Regen zu passieren ist.

Nachdem mir im Abstieg - als es noch trocken war - zwei einheimische Ehepaare begegnet und wir etwas ins Gespräch gekommen waren, hatte ich mir mitgenommen, daß es bis 14:00 Uhr im örtlichen Gasthof am Hauptplatz gutes Essen gäbe.

Mmmh, das klingt ja doppelt verlockend:

  1. Heute Abend werde ich fern ab von Einkehrmöglichkeiten übernachten.
  2. Evtl. kann ich ja den Regen aussitzen.

Hintergrund: Eigentlich entdet die offizielle Etappe bereits hier in Rechnitz, wobei mir 17 Kilometer etwas wenig erschienen und ich einfach noch knapp eine weitere Etappe daran zu hängen gedachte.

Gesagt, getan. Das Mittagsmenü (Nudelsuppe + Bauern-Cordonbleu + angegratene Kartoffeln + Salatteller) um nur gut neun (in Zahlen: 9) Euro ist sehr lecker: Das erste Schnitzel/Cordonbleu auf meinem diesjährigen Österreichbesuch, welches NICHT einfach nur extrem trocken ist :-)
Nur die Sache mit dem Regen geht sich irgendwie nicht aus: Erst denke ich, die Regenradar-Seite hätte ein Aktualisierungsproblem, dann realisiere ich: Nein, diese Regenzelle mit ca. 10-15 Kilometern Druchmesser hängt einfach seit Stunden hier über Rechnitz fest. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt.

Hilft nichts, auch die längste Pause muß (nach 1,25 Stunden) mal beendet werden, also Regenhose an, Schirm wieder aufspannen und los...

Ich überlege ja noch kurz, die Straßenbahn zu nehmen, entscheide mich dann aber doch zu Fuß weiter zu gehen.

Eigentlich sieht es da vorne schon recht hell aus und zwischenzeitlich spüre ich bereits die Sonne auf dem T-Shirt, aber irgendwie regnet es immer weiter.

In einer Senke vor Dürnbach kann ich dann endlich den Regenschirm schließen und oben im Ort vor der Kirche die Regenhose und die Beschirmung wegpacken, der Blick zurück zeigt dann prompt einen Regenbogen:

Über schlammige Wege und mit ganz vielen, ganz flüchtigen Rehen auf den umliegenden Wiesen und Feldern spaziere ich dann weiter.

Der Bahnhof von Burg (außerhalb des Ortes) hat anscheinend auch schon lange seine Funktion verloren und die Geleise sind einem Radweg gewichen, den ich nun vorsichtig quere: Nach derart gefährlichem Terrain am Vormittag will man ja jetzt nicht von einem (Renn-)Radler wegen Unachtsamkeit (jenseits der objektiven Schwierigkeiten und Gefahren passieren ja die meisten Unfälle, weil die Konzentration nachläßt) todgefahren werden ;-)

Die Sonne ist mittlerweile auch wieder sehr angenehm und erlaubt auf dem weiteren Weg gen Süden am Ort Burg vorbei nette Schattenspiele:

An einem Steinbruch vorbei führt der Weg nun wieder jenseits der Straße den letzten Anstieg des Tages hinauf.

Auf der anderen Seite des Eisenbergs sehe ich dann Weingärten und viele Buschenschänken.

Da ist mein Ziel nicht mehr weit, auch wenn ich - mal wieder - eine Klingel vergeblich suche und alle Türen verrammelt sind.

Einen kurzen Telefonanruf und ein paar Minuten später kommt bereits die Chefin angebraust und ist erstaunt, weder Auto noch Fahrrad im Hof vorgefunden zu haben.

Ich sei doch nicht etwas zu Fuß hierher gekommen ???

Was soll man da sagen... ;-)


Begegnungen:

- 1 Walkerin kurz nach Lockenhaus

- 4 Einheimische im Abstieg vom Geschriebenstein

- 7 Rehe

- 14 Rehe

- 1 Hase

- 7 Rehe

- 3 Rehe