Donnerstag, 27. März 2025

Tag 23: Pfadfinder voraus

Güssing/Ludwigshof - Maria Bild
(25,6 km - 550 Hm auf - 460 Hm ab)

Heute lacht am Morgen wieder die Sonne - wie vorhergesagt - und so hat sich auch ein anderer nochmal angesagt: Gert kommt nochmal aus Graz, um einen Tag mit mir zu spazieren.

Sehr schön !

Allerdings liegen vor dem geplanten Treffen am Kreisverkehr nördlich von Güssing noch 2,7 Kilometer Wegstrecke vor mir und ich bin mal wieder/wie üblich fünf Minuten zu spät dran :-o

Als ich so dahineile piepst es plötzlich in der Beintasche: Nachricht vom Meister. Bus hat aktuell 13 Minuten Verspätung, Treffen am Hauptplatz angezeigt. Geht klar !

Ich marschiere also weiter und erreiche den Markptplatz von Güssing. Mmmh, komisch: Als Deutscher mit mangelhaften Ansätzen österreichischen Sprachverständnisses ist mir immerhin klar, daß der "Hauptplatz" eines Ortes in Österreich in Deutschland üblicherweise als "Marktplatz" bezeichnet würde. Ein expliziter "Marktplatz" ist mir bisher im Nachbarland nie aufgefallen, sondern nur da und dort ein Marktplatz.

Also fix ein Foto vom Haltestellenschild "Marktplatz" angefertigt und an Gert geschickt. Umgehend kommt zurück, daß ich noch ein Stückchen weiter muß, denn er ist wirklich am "Hauptplatz" - und ebenfalls erstaunt, daß es eine Haltestelle "Marktplatz" gibt ;-)

Aber alles kein Problem und so umrunden wir die Burg mit der Kirche von Güssing und wenden uns nach Süden.

Den Burgberg haben wir uns zwar gespart, aber nach Güssing geht es dann ganz ordentlich durch Vororte/Dörfer die Hügel hoch.

Diskutiert man in Deutschland noch 5G-Mobildatenempfang für jede Milchkanne, ist man hier in Österreich augenscheinlich schon einen Schritt weiter: Bushaltestelle an jeder Milchkanne...

Mmmh, oder werden hier die digitalen Daten noch analog (per Bus) transportiert ?

Erinnert mich an ein Szenario aus meiner Jugend als ich mal mit dem Bahnbus von Coburg nach Fulda zu Patentante und -Onkel gefahren bin und irgendwo in der Rhön an einer Haltestelle eine Kiste zum Linienbus gebracht wurde, die dann einige Kilometer später wieder abgeholt wurde.

Nun, gibt es heute auch nicht mehr: Die Linie ist (natürlich) schon seit Jahrzehnten eingestellt.

Für uns geht es im hier und heute jedenfalls erstmal weiter sanft bergan...

Wer die ganze Zeit bergauf läuft, muß offensichtlich auch irgendwann mal wieder bergab.

Letzteres hatte ich mir aber irgendwie doch etwas anders vorgestellt...

Da durch ?

Aber der Pfadfinder ist schon vorneweg, duldet kein Zögern, Zaudern oder Zittern.

Nun denn, auf in den Kampf...

Jenseits des Abstiegs durch den - absolut weglosen, aber sporadisch markierten - (dichten) Wald sieht die Lage dann schon wieder ganz anders aus, als ich auf meinem (schwankenden) Throne sitze:

Der große Gert paßt denn aber doch nicht in den kleinen Kinderjägersitz rechts daneben ;-)

Und so spazieren wir an einem weiteren Damwildgehege vorbei und weiter...

... bis nach Neustift - nein, NICHT im Stubaital ;-)

Später queren wir die Ebene und überschreiten auf einer nagelneuen Brücke die noch unfertige neue (augenscheinlich 1-spurige) Autobahn nach Ungarn.

Danach müssen wir einen großen Bogen um einen Sumpf laufen, um dann über die Straße gen Rosendorf zu marschieren.

Im Ort treffen wir dann ein nettes einheimisches Ehepaar, die wohl mangels verbliebener Gaststätte im Ort notgedrungen nun die Dorfgemeinschaft (insgesamt immerhin 100 Einwohner) nun immer mal bei sich begrüßen - und bewirten.

Nachdem wir mit dem Mann etwas ins Gespräch gekommen sind, will er uns auch gleich einladen, wobei wir dankend ablehnen: Das wäre wohl feucht-fröhlich geworden, meint Gert grinsend im Weiterlaufen - dabei sind wir ja (noch) gar nicht in Slowenien, wo er und Helen auf dem E6 schon früh am Morgen zum Kaffee nicht etwa ein Glas Wasser, sondern "Schnops" bekommen haben. Immerhin sind sich dort die Einheimischen treu und allgemein einig: Das geht dann so den ganzen Tag weiter.

Ich würde sterben ;-)

Wir mühen uns die Straße hoch nach Krobotek, wo Gert dann gleich noch einen Wegweiser "pimpt":

Das mit der Abkürzung bezweifle ich etwas - wir gehen weiter den Berg hoch, einen Bogen, um dann doch (wieder) steil ins Tal auf der anderen Seite abzusteigen.

Mein GPS hat mich jetzt auch verlassen: Es wertet (normalerweise) Tracks immer bzgl. lokaler Minima und Maxima aus und zeigt diese an, aber diesen ganz ordentlichen Landschaftseinschnitt hatte ich schlicht überhaupt nicht auf dem Plan :-o

Und das, wo doch jetzt - laut ÖAV-Weitwanderer-Häuptling nun die Schlüsselstelle des 07ers kommt - von der Markierung auf der Straße sind wir auch noch abgewichen und nicht mal abgekommen - hoffentlich findet uns da die Bergrettung überhaupt, wenn jetzt was passiert...

Hubschraubereinsatz wäre ebenfalls schwierig und selbst Winden- oder Tau-Bergung - oder wie die Deutschen sagen würden und (hoffentlich) müßten "-Rettung" - wäre wohl problematisch bis unmöglich so eng wie hier die Bäume stehen. Na, Prost Mahlzeit !

Aber die Engel sind mit uns.

Wir kommen heil durch die kritische Passage.

Und auch das Mobilisieren der letzten (?) Kräfte - nein, nicht wirklich ;-) - klappt, so daß nicht mal eine Abschleppaktion am kurzen Seil nötig ist.

Details dazu exemplarisch: Wien - Nizza, Tag 75

Am Tagesziel in Maria Bild kommt dann noch eine spezielle Parade zur Feier des Tages im Gleichschritt (und mit lautem Geschnatter) vorbei: 

Lieber Gert, vielen Dank für die erneute Begleitung !

Und ich ahne es fast, wir sehen uns eher früher als später wieder ;-)


Begegnungen:

- 1 Storch

- Gert

- 1 Storch

- nette Anwohner in Rosendorf

- 5 Laufenten


Mittwoch, 26. März 2025

Tag 22: Warum gerade...

Eisenberg - Güssing/Ludwigshof
(22,5 km - 440 Hm auf - 470 Hm ab)

... wenn man auch Zick-zack-, Um-, Nicht- oder Irrwege gehen kann ?

Ich starte um 09:20 am Eisenberg und erstmal gehe ich in einem Bogen am Hang entlang, bevor es dann gegenüber den Berg hoch und aus dem Kessel geht.

Dort auf der Anhöhe treffe ich auch den eigentlich markierten Weg wieder und wundere mich noch, warum er einen Umweg nimmt. Nur wenige Meter weiter gehe ich dann gleich mal noch einen Umweg des Umwegs.

*Argh*

Das soll heute irgendwie munter so weiter gehen :-(

Aber vorerst geht es weiter den rot-gelben Markierungen des Burgenlandweitwanderwegs folgend voran.

Zwischenzeitlich komme ich durch versprengte Gehöfte, Weiler und kleine Siedlungen, die zuweilen auch etwas kuriose Bezeichnung - weit entfernt von nüchtern - haben:

Die christlichen Hinterlassenschaften am Weg weisen hier auch schon ziemlich viel Grünschmuck auf:

Kurz danach bin ich verloren: Die Markierung führte noch weg von der Straße und in den Wald, dann sind zwar deutliche Wildschweinspuren auf einem früheren Forstweg klar und deutlich zu erkennen, genauso wie rot-gelbe Markierungen irgendwo an Bäumen im Dickicht - nur paßt beides halt so gar nicht zusammen :-(

Da wäre eine Wegführung über die paar Meter Straße besser, insbesondere weil man davor und danach sowieso die meiste Zeit auf dieser unterwegs ist.

Nachdem Kohfidisch durchschritten ist, geht es auf Kirchfidisch zu.

Ein Blick auf's GPS und ich nehme nicht die Hauptstraße mit der Markierung, sondern die Nebenstraße (nicht nur verkehrsärmer, sondern auch noch kürzer !).

Bevor es am anderen Ende des Ortes wieder in den Wald geht, mal wieder ein Gehege mit Dammwild am Weg:

Im Wald zweigt mein Weg dann von der Forststraße ab und führt auf einem netten Pfad auf und ab...

... an kleinen Tümpeln vorbei...

... und schließlich hinab nach Punitz.

Zeit für eine Pause, wobei der Gast- und Kaufhof hier wohl auch schon länger ein Lost-Place ist:

Ich muß - auf den Stufen sitzend - erstmal durchschnaufen: Meine Fußsohlen brennen und die Füsse schmerzen. Die 35 Kilometer von gestern stecken mir wohl nicht in den Knochen oder Muskeln, aber in der gequälten Unterseite der Füße :-o

Da hilft es auch nicht, auf dem Gras neben der Straße zu laufen, mal davon abgesehen, daß nach dem Ort sowieso wieder etliche Straßenkilometer folgen...

Immerhin: Mein heutiges Tagesziel liegt etwas vor Güssing und auch wenn ich den Bio-Pferde-Hof erst nicht finde - aus meiner Richtung gibt es keine Hinweisschilder und Google-Maps-Anzeige sowie Adresse bei Google sind (teilweise) falsch.

Ein Anruf schafft dann aber schnell Klarheit, auch wenn es von Hausnummer 34a bzw. 34b zur 34 dann nochmal gut 600 Meter sind.

Apropos Bio:

Ein Pferde-Bio-Hof wäre ja wohl ein Bio-Hof mit Pferden, wohingegen auf einem Bio-Pferde-Hof sich Bio-Pferde befinden.

Bio-Pferde bekommen dann bestimmt keine chemischen Medikamente, sondern maximal Homäopadie (oder bekanntlich Blutegel - wie waidwunde Weitwanderer). Der Equidenpaß derartiger Vierbeiner ist dann ja quasi blütenweiß und so braucht man "am Ende" gar keinen Abdecker, sondern kann den Ungarn von nebenan (aus der Nähe anrufen). Und ab in die Salami :-)

Wo ich mir dann allerdings noch nicht ganz sicher bin: Evtl. ist die Ernährung dann auch noch bio ?! Selbst angebautes Gras und ähnliches. Klingt ja immer leckerer !

Ich muß - zu meiner Schande - allerdings anmerken: Ich habe den netten Hofbesitzer NICHT auf dieses Thema angesprochen ;-)

Wobei es schon beeindruckend ist, was sie vor 23 Jahren aus dem früheren Rinderstall so gemacht haben (Zimmer + Frühstücks-/Barbereich) und wie der Laden hier auch den örtlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum fördert: Just als ich ankomme ist - wie üblicherweise jeden Mittwoch seit 16 Jahren - Seniorennachmittag mit "Highlife" für aktuell 70- bis 94-Jährige.


Begegnungen:

- 1 Buntspecht

- 1 Grünspecht

- 1 Hängebauchschwein

- wöchentlicher Seniorentreff (70-94) seit 16 Jahren auf dem Bio-Pferdehof Fabian


Dienstag, 25. März 2025

Tag 21: Der längste Tag in der Todeszone

Lockenhaus - Eisenberg
(34,9 km - 810 Hm auf - 830 Hm ab)

Heute steht eine richtig lange Etappe auf dem Plan und die beginnt mit dem wohl längsten Anstieg auf meiner 07er-Begehung: Ca. 8.848 Meter sind es hier bis zum quasi meist- und härtest geschriebenen Gipfel der Seven-Summits mit seiner Höhe von ca. 8.848 dMetern. Todeszone quasi.

Die Zeichen stehen bereits am Ortsrand von Lockenhaus eindeutig: Aufwärts !

Allerdings führt die Markierung laut Karte auf der anderen Seite der Schlucht den Berg hinan, so daß ich NICHT rechts abbiege, sondern geradeaus weitergehe.

Das wird sich gleich als deppert - und mit zusätzlichen Höhenmetern verbunden - herausstellen - denn einige Hundert Meter weiter, wartet bereits der Horror-Clown eines jeden Weitwanderers in Österreich mit seinen Smiley-gelben Schildern:

*Argh*

Diese Idioten !

Hätten ja UNTEN an der Abzweigung von der Straße schon einen Hinweis hinterlassen können, statt einen hier in die Sackgasse laufen zu lassen :-(

Die Schlucht (der Marchgraben) auf der Diretissima zu durchsteigen, um auf den Forstweg auf der anderen Seite zu gelangen ist auch keine (wirkliche) Option.

Also erstmal zurück. Und dann doch der obigen Markierung aufg dem Boden folgen...

Der Aufstieg ist nett, die Steigung meist moderat und erfolgt letztlich in Wellen: Immer, wenn man meint, einen höchsten Punkt erreicht zu haben (z.B. Weidriegel oder Salzriegel), geht es ein Stück einen Rücken in die eine oder andere Richtung entlang und dann kommt jeweils der nächste Anstieg.

Die Luft wird langsam dünner.

Habe ich auch genug Sauerstoff an Bord ?

Immerhin kann ich eine mir entgegen kommende Walkerin noch warnen, damit sie nicht von oben in die forstwirtschaftliche Sackgasse läuft, sondern auf der "richtigen" Seite bergab geht.

Zwischendurch führt der Weg auch mal über nette Singletrails und ich werde mit weiteren gelben Verbotsschildern konfrontiert:

Kurze Sondierung der Lage. Schild steht nicht in der Mitte der Straße. Nur eines. Kurze Neuorganisation des Festplattenspeichers und ein Reboot zum Reset des RAM: Kann mich an kein Schild mehr erinnern. Also weiter.

Die Arbeiten spielen sich hier auch links des Weges irgendwo im Wald ab. Also nichts wie vorbei, denn hier oben (in der dünnen Luft) hätte es wohl keine plausible Alternativ-Route gegeben...

Kurz vor dem grenzwertigen Gipfel des Geschriebensteins (mit seinem Aussichtsturm an der ugnarischen Grenze) muß ich mich dann entscheiden:

Stichweg zum Gipfel und anschließend wieder hierher zurück oder gleich abbiegen.

Ob der sich abzeichnenden Schneewalze fällt meine Entscheidung schnell und präzise: Nichts wie absteigen, wobei das Zwischenziel "Finstergraben" nicht gerade die allgemeine Sorgenfreiheit zu steigern vermag :-o

Noch vor dem Verlassen des Waldes beginnt der Niederschlag.

Scheinbar konnte ich immerhin bereits genügend Höhenmeter abbauen, um unter die Schneefallgrenze zu kommen, so daß der Faludi(bade)stausee im strömenden Regen zu passieren ist.

Nachdem mir im Abstieg - als es noch trocken war - zwei einheimische Ehepaare begegnet und wir etwas ins Gespräch gekommen waren, hatte ich mir mitgenommen, daß es bis 14:00 Uhr im örtlichen Gasthof am Hauptplatz gutes Essen gäbe.

Mmmh, das klingt ja doppelt verlockend:

  1. Heute Abend werde ich fern ab von Einkehrmöglichkeiten übernachten.
  2. Evtl. kann ich ja den Regen aussitzen.

Hintergrund: Eigentlich entdet die offizielle Etappe bereits hier in Rechnitz, wobei mir 17 Kilometer etwas wenig erschienen und ich einfach noch knapp eine weitere Etappe daran zu hängen gedachte.

Gesagt, getan. Das Mittagsmenü (Nudelsuppe + Bauern-Cordonbleu + angegratene Kartoffeln + Salatteller) um nur gut neun (in Zahlen: 9) Euro ist sehr lecker: Das erste Schnitzel/Cordonbleu auf meinem diesjährigen Österreichbesuch, welches NICHT einfach nur extrem trocken ist :-)
Nur die Sache mit dem Regen geht sich irgendwie nicht aus: Erst denke ich, die Regenradar-Seite hätte ein Aktualisierungsproblem, dann realisiere ich: Nein, diese Regenzelle mit ca. 10-15 Kilometern Druchmesser hängt einfach seit Stunden hier über Rechnitz fest. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt.

Hilft nichts, auch die längste Pause muß (nach 1,25 Stunden) mal beendet werden, also Regenhose an, Schirm wieder aufspannen und los...

Ich überlege ja noch kurz, die Straßenbahn zu nehmen, entscheide mich dann aber doch zu Fuß weiter zu gehen.

Eigentlich sieht es da vorne schon recht hell aus und zwischenzeitlich spüre ich bereits die Sonne auf dem T-Shirt, aber irgendwie regnet es immer weiter.

In einer Senke vor Dürnbach kann ich dann endlich den Regenschirm schließen und oben im Ort vor der Kirche die Regenhose und die Beschirmung wegpacken, der Blick zurück zeigt dann prompt einen Regenbogen:

Über schlammige Wege und mit ganz vielen, ganz flüchtigen Rehen auf den umliegenden Wiesen und Feldern spaziere ich dann weiter.

Der Bahnhof von Burg (außerhalb des Ortes) hat anscheinend auch schon lange seine Funktion verloren und die Geleise sind einem Radweg gewichen, den ich nun vorsichtig quere: Nach derart gefährlichem Terrain am Vormittag will man ja jetzt nicht von einem (Renn-)Radler wegen Unachtsamkeit (jenseits der objektiven Schwierigkeiten und Gefahren passieren ja die meisten Unfälle, weil die Konzentration nachläßt) todgefahren werden ;-)

Die Sonne ist mittlerweile auch wieder sehr angenehm und erlaubt auf dem weiteren Weg gen Süden am Ort Burg vorbei nette Schattenspiele:

An einem Steinbruch vorbei führt der Weg nun wieder jenseits der Straße den letzten Anstieg des Tages hinauf.

Auf der anderen Seite des Eisenbergs sehe ich dann Weingärten und viele Buschenschänken.

Da ist mein Ziel nicht mehr weit, auch wenn ich - mal wieder - eine Klingel vergeblich suche und alle Türen verrammelt sind.

Einen kurzen Telefonanruf und ein paar Minuten später kommt bereits die Chefin angebraust und ist erstaunt, weder Auto noch Fahrrad im Hof vorgefunden zu haben.

Ich sei doch nicht etwas zu Fuß hierher gekommen ???

Was soll man da sagen... ;-)


Begegnungen:

- 1 Walkerin kurz nach Lockenhaus

- 4 Einheimische im Abstieg vom Geschriebenstein

- 7 Rehe

- 14 Rehe

- 1 Hase

- 7 Rehe

- 3 Rehe


Montag, 24. März 2025

Tag 20: Tag der feurigen Begegnungen

Kobersdorf - Lockenhaus
(32,9 km - 670 Hm auf - 670 Hm ab)

Nachdem es gestern Abend nur das letzte Restchen Vollkornbrot vom Start gegeben hatte, fällt heute das Frühstück mangels Verfügbarkeit im Quartier und plausibler Alternativen in der Nähe gleich ganz aus.

Das wird sich später noch rächen...

Aber erstmal raus aus dem Ort und gen Wald.

Am Waldrand treffe ich nach nichtmal 1,5 Kilometern seit dem Start auf Heinrich und irgendwie kommen wir ins Gespräch. Ein sehr interessantes Gespräch. Ein längeres Gespräch.

45 Minuten später verabschiedet mich der Jagdkommandoveteran (Österreichische Spezialeinheit des Bundesheeres - augenscheinlich ähnlich zum KSK der Bundeswehr) sehr herzlich mit zwei "Ersten Malen" in seinem Leben:

  1. Er hat hier noch nie so lange mit einem Wanderer gesprochen.
  2. Er hat hier - seit 30 Jahren macht er an dieser Stelle Holz - noch nie einen Feuersalamander gesehen.
Und ich sollte mich jetzt zum ersten Mal in meinem Leben (;-)) vielleicht mal etwas beeilen, um in die Gänge zu kommen: Es liegt ja noch einiges vor mir...

Unter anderem liegt nach den ersten größeren Aufstiegen des Tages die Ruine Landsee am Weg:

Ich stärke mich erstmal, da ich die reduzierte/fehlende Brennstoffzufuhr vom Vorabend bzw. Morgen mittlerweile realisiert habe, anschließend will ich nach dem Schnappschuß vom Eingang der Ruine eigentlich weiter, komme dann aber doch mit der Kioskbetreiberin/dem Burgfräulein dermaßen nett ins Gespräch (u.a. über's Weitwandern), daß ratz-fatz auch schon wieder...

Ok, also bevor ich jetzt so an-/einwachse, muß ich WIRKLICH Land gewinnen:

Die Ruine soll ziemlich beeindruckend sein und hat es sogar auf die Hauswand des Gasthofs im Ort Landsee geschafft:

Wobei das den Gasthof anscheinend (ich geb  mir wirklich Mühe, Gert ;-) auch nicht (mehr) retten konnte.

Am anderen Ende von Landsee verpasse ich dann die Abzweigung gen Süden und folge dem 07er weiter gen Westen.

Einige Zeit später realisiere ich, daß ich ab von meinem geplanten Track bin. Aber auf dem 07er.

*Argh*, ich habe voll verpeilt - und es war wohl am Ortsende auch nicht (zumindest für mich) ausreichend ausgeschildert - daß ich an dieser Stelle auf meine präferierte Burgenlandvariante (zur Verwirrung: ohne Buchstabe !) abbiegen wollte und sollte.

Also erstmal über eine Wiese, dann ein Stück Forstweg gen Süden (zumindest schon mal die richtige Himmelsrichtung) und dann quer über ein Feld zur eigentlichen Route - man mag ja nicht zurückgehen: Die Etappe heute ist sowieso schon lang genug.

So spaziere ich nun dahin.

Immerhin wieder in die richtige Richtung.

Und auf dem richtigen Weg.

So gut die Markierungen seit Draßburg waren (deswegen erfolgten keine Meldungen mehr an die Weitwanderer) und auch - oder gerade - weil ich jetzt nicht mehr auf rot-weiß-rot, sondern generell auf rot-gelb (Farben der Flagge des Burgendlandes und Markierung des Burgenlandweitwanderwegs, dem die Burgenlandvariante des WWW07 nun lange Zeit folgen wird) gepolt bin, habe ich später, nach einer ganzen Weile im Wald so meine Probleme.

An einer T-Kreuzung von Forststraßen soll es laut GPS geradeaus gehen:

Mmmh, mit Mühe finde ich von Markierung zu Markierung. Manchmal meine ich auch fast so etwas wie Wegspuren zu entdecken. Schwierig, aber (Achtung Spoiler !) immerhin nicht zugewachsen.

Nach einer Weile erreiche ich wieder Forstwege und komme gut voran, allerdings kommt dann der Regen.

Ich erwische immerhin den passenden Moment, um auf Regenbetrieb mit Schirm umzurüsten und spaziere nun einstöckig weiter.

Das geht nun eine ganze Weile so und da ich auf die Regenhose verzichtet habe, werden die Hosenbeine im Bereich der Unterschenkel sowie nach und nach im freien Gelände zwischen den Feldern bei leichtem Wind bzw. Quersprühregen auch der Rest der Hose naß.

Im Abstieg gen Piringsdorf läßt der Regen nach und ich male mir aus, wie es so wäre, im Ort ein schützendes Bushäuschen mit einer Bank vorzufinden, um Pause zu machen, sich abzutrockenen und nochmal für den Rest der Tagesetappe zu stärken.

Und eines kann ich Euch sagen:

Machen ist wie drüber nachdenken. Nur besser !

Das Bushäuschen ist die Wucht. An 3,5 Seiten schützend von Glas umgeben: Gib Zugluft keine Chance und sorgt für Gewächshauseffekt bei der nun gerade wieder/noch scheinenden Restnachmittagssonne:

Da kann man es sich doch gut gehen lassen und auf den letzten zu überschreitenden Höhenzug und 7,5 verbleibende Restkilometer einstimmen !

Aber auch die zweite Wahl...

... sowie die dritte im Ort wären nicht gar so schlecht gewesen:

Allerdings war das erste Häuschen so toll, daß aus den 7,5 Kilometern durch scharfes Nachdenken oder ähnlich gefährliche Dinge (vor denen Kindern abzuraten ist) gleich mal nur noch sechs wurden ;-)

So führt mich mein Weg hinauf nach Hochstraß...

Im Abstieg nach Lockenhaus läuft mir dann noch ein weiterer der feurigen Gesellen über den Weg und dieser läßt sich sogar auf eine Nahbegegnung ein:

Als ich mein Quartier in Lockenhaus erreiche, ist es bereits 18:15 Uhr.

Puh, geschafft, aber Energiereserven auftanken (morgen wird es wieder kein Frühstück im Haus geben !) beim örtlichen Pizza-Dealer (und eine zweite Dusche auf dem Rückweg von dort) steht trotzdem noch zwischen mir und einer erholsamen Nacht.


Begegnungen:

- Heinrich, 72-jähriger Ex-Jagdkommando-Soldat

- 1 Feuersalamander

- nette Dame im Kiosk der Burgruine

- entgegenkommende Tageswanderin

- 1 Reh

- 1 Feuersalamander