Dienstag, 18. März 2025

Tag 14: Mit einem Klotz am Bein durchs Allesfresser-Gehege

Hainburg an der Donau - Kittsee
(20,9 km - 300 Hm auf - 320 Hm ab)

Von meiner piratesken Unterkunft muß ich heute am Morgen erstmal wieder hinab zum Schiff -äh- zur Donau laufen, wo - pünktlich wie die (sprichwörtlichen) Mauerer - schon der Meister derselbigen auf mich wartet: Gert, der 1. Vorsitzende der ÖAV-Weitwanderer-Sektion (extra morgens um 04:30 Uhr in Graz aufgestanden und angereist):

Nachdem ich ja ein absoluter (manche würden evtl. auch das Wort "renitent" in gewisser Lage mir zuschreiben) Stempel-Sammel-Verweigerer bin, hatte mich bereits 2017 am Zentralalpenweg (bzw. meiner Interpretation davon) der damalige 2. Vorsitzende der Sektion abgepaßt - noch dazu ausgerechnet in Südtirol, was ja eigentlich gar nicht Teil der Route ist (Zentralalpenweg 02, Tag 53).

Seit zwei Jahren am 03er (Südalpenweg) (Osttirol 360, Intermezzo 1) kommt nun der Chef immer persönlich.

Immerhin mußte ich nicht in einen Becher pieseln ;-)

Nein, hatte er mich doch am letzten Samstag in Wien für die Absolvierung des Thaya-Tal-Weges geehrt, beehrt er mich heute nicht nur, nein er drückt mir - quasi als ehrendes Ehrenkomitee auch gleich noch das Abzeichen des Weinviertler Grenzlandwegs 607 in die Hand - nur stilecht mit der Mühle von Retz.

Und zu guter letzt beehrt er mich auch gleich noch mit persönlicher Begleitung für die heutige Etappe.

Und das obwohl manche der Felsgallerien hier nicht ganz ohne Risiko für ihn sind:

Und nachdem ich mir vor zwei Wochen erst in Thüringen den Kopf fast selbst an einer untergroßen Türöffnung eingerannt habe, weiß ich dieses Eingehen eines Risikos um so mehr zu schätzen.

Durch den Wald geht es auf malerischem Wege - auch wenn die Blumen am Weg uns beiden ein Rätsel sind und die Orchideen-Frage einfach nicht geklärt werden konnte - und an einer Ruine vorbei.

Später kommen wir nach unserem Schwenk gen Süden nochmal direkt an die Donau, wo ich mir denke, SO ein Wochenend-Häuschen würde ich schon auch (geschenkt) nehmen:

In Wolfsthal findet sich dann ein anderes Relikt des Flusses:

Naja, vielleicht hat es auch was mit Wandern zu tun ;-)

Wir steigen nach dem Ort jedenfalls den Berg hoch und schon nach kurzer Zeit kommen deutliche Warnschilder:

Oha, Schwarzwild !

Dabei hat Gert heute doch einen langsamen Piefke mit überdimensioniertem Rucksack und (noch) mangelnder Fitness an der Backe :-o

Immerhin sind hier die Überstiege nicht ganz so hoch wie an der 07er-Route nördlich von Wien (mittlerweile von fleißigen Wegewarten der Sektion - auf mein Betreiben hin - entdschungelt: Tag 08).

Im Wildgehege dürfen wohl keine neuen Markierungen angebracht und die Wege nicht gepflegt werden:

Gert erzählt dafür, daß es immer wieder Fälle gibt, wo dann Leute nicht mehr rausfinden: Ob sich der Grundstückseigentümer da einen Gefallen tut oder sich nicht eher selbst ins Knie schießt, überlasse ich mal der Phantasie und Meinung des Einzelnen...

Vom Aussichtsturm Köngiswarte hat man eine tolle Aussicht in alle Richtungen: Nicht nur auf die "Wetterstation" des österreichischen Bundesheeres, sondern auch hinüber nach Bratislava, auf der anderen Donauseite, zurück gen Hainburg (insbesondere zur Burg) und auch in Richtung Süden/Südwesten gen Neusiedler See, meinem nächsten großen Zwischenziel.

Der E8 hat mich am Fuß des Berges nach langer Begleitung seit dem Nebelstein verlassen, aber Gert ist - neben dem 07er - noch an meiner Seite:

Was ich von diesem heute auch gelenrt habe: Wir sind hier gerade in den Karpaten.

Kein Scherz !

Gert hat heute aber noch andere Aktivitäten am Weg im Sinn: Markierungs-Optimierung.

Ich schaue mir den 4-stufigen Bausatz genau an - man weiß ja nie, wo/wann man derartige Kenntnisse vielleicht nochmal gebrauchen kann:

In Berg - dem Ort im Tal, am Fuß des Berges der Königswarte - dann eine skurrile Hausbeschriftung: Ob der "Türkenkeller" irgendwas mit dem legendären "Schachtürken" zu tun hat, der lange Zeit vor den heutigen Schach-Maschinen gegen Menschen spielte ?

Werden die da evtl. gezüchtet (mit wenig Licht, bleiben sie vielleicht kleiner), wie Champions ?

Am Ortsrand findet sich jedenfalls einerseits ein Relikt aus vergangener Zeit - als man "Ö" noch mit "Oe" schrieb.

Ein weiteres (wieder ausgegrabenes) 31-Tonnen-Panzersperren-Relikt der Nazis und später von den Russen zweckentfremdet:

Die Radfahrer-Fraktion neigt zuweilen an ihren Rastpunkten augenscheinlich zu ungebührlicher Prahlerei:

Von wegen Rastplatz Königswarte IN Berg. Die Königswarte ist AUF dem Berg !

Aber egal wie, anderseits wurde ich zwischenzeitlich augenscheinlich zum Hilfs-Wegewart befördert:

Mit solchen Schnell-Beförderungen kenne ich mich ja (schon) aus: Wie ich mal schnell zum Hüttenwirt wurde... Zentralalpenweg 02, Tag 26

Na, da hat sich das Aufpassen ja sogar sehr zeitnah gelohnt. Auch wenn ich praktisch noch etwas Optimierungspotential habe.

Kurz nach Berg habe ich denn auch schon die zweite Landesgrenze meiner diesjährigen Tour überschritten: Adieu Niederösterreich. Hallo Burgenland.

Nun folgt noch der Endspurt nach Kittsee...

Meine Unterkunft dort am Etappenziel hat Montag und Dienstag Ruhetag, aber wenn man derart ausgestattet wird, ist das eigentlich ein kleineres Problem:

Vielen Dank, Gert, für die nette Begleitung, die Führung (heute mußte ich kaum auf's GPS schauen), aber auch die kontinuierliche Markierungsverbesserung (für die Allgemeinheit) !

BTW: In meinem Rucksack findet sich jetzt auch noch ein wenig Markiermaterial. Mal sehen, wo ich da die eine oder andere Sackgasse nicht zur Strafe, sondern natürlich nur zur reinen Belustigung auszeichne ;-)


Begegnungen:

- Gert als Begleitung über die gesamte Etappe von der Donaulände bis Kittsee


2 Kommentare:

  1. * Danke für den umfangreichen Lesestoff auf der Heimfahrt!

    * Es 8 Stunden Zugfahrt für 7 Stunden Wandern ;)

    * 607 gibt's wohl auch südlich der Donau, weil der Wind der Mühle auf dem Abzeichen bis Hainburg weht

    * Manuskript ist aktualisiert

    * Heute früh kannst du das GPS weggepackt lassen, bis Bijelo Selo hab ich dir den Weg noch markiert. Danach: viel Glück... ;)

    * ...und Spaß auf den langen Geraden der Pannonischen Tiefebene.

    * Man sieht sich bekanntlich immer zweimal (vielleicht/hoffentlich/ich werd's versuchen)

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    1. Es ist mir immer wieder eine Freude, anderen Arbeit anzuschaffen ;-)
      Derart fleißig und zeitnah gelieferte Resultate werden üblicherweise mit einem Fleißbienchen honoriert.
      Aber Achtung: (Üblen) Gerüchten zu Folge unterliegen die Anforderungshürden gewissen Inflationseinflüssen bzw. haben es Asiatische Hornissen auf heimische Bienen abgesehen ! :-o

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