Donnerstag, 2. Mai 2024

Tag 06: Gegenwind

Drosendorf - Hardegg
(33,9 km - 600 Hm auf - 770 Hm ab)

Gerade als ich mich vom Stadtplatz in Drosendorf am Morgen losmachen möchte, werde ich von hinten gerufen.

Ich drehe mich erstaunt um und ein älterer Herr kommt auf mich zu:

Ja, wie er sich freut, mich nochmal (NOCHMAL ?) zu sehen !

Ich bin wohl leicht irritiert.

Ja, gestern mit dem Auto - aaaaahhhhh - den Fahrer hatte ich auf der anderen Fahrzeugseite natürlich nicht erkannt...

Gestern war ich im Wald auf einem schmalen Sträßchen zu Tode erschrocken, weil plötzlich ein Auto hinter mir war - bekanntlich höre ich ja nicht mehr so gut.

Mit dem 70-jährigen Kirchenrestaurator (immer noch leicht aktiv) entspinnt sich ein angeregtes Gespräch, aber eigentlich muß ich jetzt wirklich los: Heute steht die vierte Doppeletappe auf dem Plan.

Schließlich verabschieden wir uns und ich mich im Anschluß gleich von Drosendorf mit seinen Stadtmauern.

Jede Menge Rehbraten wird mir heute über den Weg laufen - ob ich dann abends zum Ausgleich wieder Wildschwein esse, wie kürzlich in Raabs an der Thaya ?

Die Frage ist bis dahin allersdings erstmal, ob ich das Ziel überhaupt erreiche: Die heute - ob der starken Bewölkung - nicht so hohen Temperaturen (nur bis 23°) sind eher angnehm als ein Problem, allerdings ist der (kalte) Wind und die Begleiterscheinung Sturmböhen eher hinderlich.

Dummerweise kommt der Wind aus Osten bzw. eigentlich fast immer von vorne. Durch Richtungswechsel des Weges (überall hin, nur nicht gen Westen: da hätte man dann ja Rückenwind) kommt der Wind auch mal NICHT frontal, sondern versucht einen von der einen oder auch mal der anderen Seite her umzuwerfen.

Bei der Mittagspause in Langau bei Geras bin ich dann auf einer Bank allerdings geschützt und es kommt sogar mal kurz die Sonne raus.

Passendes Getier habe ich dort dann auch gleich noch angetroffen:

Am Nachmittag wird das Wetter nach und nach etwas freundlicher, der Wind bleibt aber.

Der ÖAV Waldviertel führt einen hier wirklich gut und die Menge dieser Art von Tafeln (bestimmt nicht billig !), die die da verbaut haben ist echt Wahnsinn:

Ich gehe ja eigentlich den Ostösterreichischen Grenzlandweg, WWW07 (hier eben eine 600er-"Gebirge", also 607 seit dem Nebelstein).

Der Thayatal-Weg hat die Nummer 630.

Unten links können wir erkennen, daß das hier auch alles ein Teil des Niederösterreichischen Landesrundwanderwegs (NÖ.LRWW) mit insgesamt ca. 950 Kilometern.

Last-but-not-least verläuft hier aber auch schon seit Tagen der Europäische Fernwanderweg E8 mit auf der Route. Der E8 verläuft von Irland im Westen aktuell bis Polen im Osten quer durch Europa.

Ja, genau, die eifrigen, aufmerksamen und merkenden Blog-Leser können sich vielleicht erinnern: Bei Heidelberg habe ich ihn 2022 auf dem E1 gekreuzt: E1-DE, Tag58

So klein ist die Welt *äh* Europa ;-)

Es geht nun wieder mehr ins Grüne.

Wobei auch kleine Ortschaften - teils unter Beobachtung (5-Augen-Prinzip !) - passiert werden.

Andernorts stehen aktuell ja auch Dinge unter Beobachtung. Bisher beobachtet man aber eher, daß nichts passiert bei der Trainersuche eines bayerischen Fußballvereins.

DER bayerische Fußballverein konnte heute also auch Ralf Rangnick nicht überzeugen, der sich ja selbst als "mittlerweile halben Österreicher" bezeichnet.

Seine Ablehnung des Trainerpostens sollte explizit nicht als Kritik/Desinteresse am FC Bayern München verstanden wissen, so läßt er wohl ausrichten.

Nun, Herr Söder, was dann ?

Schlechte Arbeitsbedingungen/Wohnsituation in München ? - Da sprechen die statistischen Zahlen über den Zuwachs der Landeshauptstadt eine andere Sprache.

Also ICH hätte da ja eine andere Hypothese: Ablehnungsgrund Oberbayern !

Jetzt stellen wir uns mal vor - nur so rein hypothetisch - die Frau vom Rangnick ginge mit ihrem Mann mal gerne wandern. *lol*

Oberbayern, wenn man ganz Österreich haben kann ? Ernsthaft ? Bei den Markierungsverhältnissen (siehe meine Berichte aus 2023) ?

Niemals !

Letztlich wird es höchste Zeit, mal wieder an die Thaya zu kommen.

Allerdings liegt der Fluß höhentechnisch um einiges niedriger, so daß ich erstmal in etlichen Serpentinen auf einem Waldweg mich auf dieses Niveau wieder hinunterschrauben muß.

Am Fluß entlang geht es dann zum Tagesziel Hardegg.

Mittlerweile ist die Thaya Grenzfluß und ich stehe direkt an eben jener:

In der Zeit, als der Eiserne Vorhang noch geschlossen war, hatte man die Beplankung entfernt und nur das Brückengerüst stehen lassen.

Erst 1990 wurde der Grenzübergang wieder geöffnet und am 21. Dezember 2007 dann die Kontrollen eingestellt, als Tschechien dem Schengenraum beigetreten war.

Meine Unterkunft liegt direkt daneben.

Das angepriesene Restaurant gegenüber hat zu. Abends eigentlich fast die ganze Woche.

Gut, daß ich noch Riegel, Brot und Landjäger habe.

Bleibt die Frage, wie ich zu Zimmer/Schlüssel komme: Tür verschlossen. Dunkel. Unbeschriftete Klingel daneben scheinbar funktionslos. Nur offen auf Verandatisch liegendes Meldeformular. An Telefon (laut Schild) geht niemand.

Ah, im Apartment ist wohl jemand. Mal diesen Gast fragen, wie das hier (am Ende der Welt !) so funktioniert. Mmh, nun ist er wieder weg.

Ich streife verunsichert umher und schreibe schon Mail an den Betrieb, da kommt der ältere Herr (Statur: Waldschrat) wieder aus Apartment 13 und fängt - nachdem ich in freundlich gegrüßt und angesprochen habe - mit böser Mimik wild das Gestikulieren durch Deuten an. Ich verstehe nicht und frage nach. Er wird noch böser und die Gesten, die auf (verschlossene Tür) zeigen, durch Wiederholung absolut nicht im geringsten Maße verständlicher. Scheinbar genügt mein IQ den Anforderungen hier mein Zimmer zu bekommen nicht.

Ich erwähne mal, daß ich geklingelt habe - also reaktionslos auf diesen unbeschrifteten Knopf gedrückt habe, der an der Tür zur Rezeption unprofessionell befestigt hängt. Der Typ (Verhalten: Waldschrat) kommt ein wenig runter.

Letztlich darf ich doch noch zahlen und bekomme Schlüssel, Zimmer, Avisierung eines nicht-vegetarischen Frühstücks für 08:00 Uhr und Verweis auf bei ihm am nächsten Tag abzugebenden Schlüssel: Na, hoffentlich ist der Waldschrat DANN gleich zu finden !

Muß ich als Gast nach knapp 35 Kilometern und ohne Vorwarnung mich eigentlich mit so etwas abgeben ? - Naja, vielleicht sollte ich zu Hause mal wieder eine dieser Google-Bewertungen schreiben, wo ich noch nach Jahren Glückwunsch-Mails von Google bekomme, wenn sie wieder x-Mal als hilfreich von anderen bewertet wurden.

Warnung: Sowas kann tödlich enden ! Kein Scherz !! - Den Rennfeld-Wirt kann man nicht mehr fragen...


In der geräumigen und modernen Unterkunft stellt sich dann die nächste Frage: Wie bekommt man hier überhaupt Wasser aus dem Duschkopf ? - Wie man auf die Idee kommen kann, Badewannen alleine und ohne Spritzschutz zum Duschen zu installieren, habe ich mich auch schon immer gefragt.

Ok, an alle: Ideen zum Thema Umstellung Wannenhahn > Duschkopf ?

Zum Thema Dusch-Rätsel fällt mir sofort spontan beispielsweise Stresa, südlich des Lago Maggiore (2014: Graz-Monaco, Tag 060) oder auch der Teutoburger Wald in Deutschland ein (2021: E1-DE, Tag32).

Man hat es mit Sanitär-Installationen (weiblich) manchmal WIRKLICH nicht so leicht...


Begegnungen:

- 70-jähriger Kirchen-Restaurator

- 2 Rehe (groß + klein)

- 1 Herde Laufenten

- 3 Rehe


1 Kommentar:

  1. Du scheinst ja diese Duschherausforderungen magisch anzuziehen ;)

    AntwortenLöschen