Samstag, 30. August 2025

Tag a52: Grenzauslauf

Goritz - Kalch
(22,8 km - 290 Hm auf - 240 Hm ab)

Nun also auf zum Lückenschluß am 07er hier im Süden...

Ich durchschreite Goritz ostwärts, überquere auf einer Traktorspur gen Norden eine Wiese und *schwupps* stehe ich auf dem WWW07.

Der Weg führt jetzt viele Kilometer direkt am Grenz-"Fluß" (ich würde es eher als Bach bezeichnen !) auf angenehm geschottertem Fahrweg entlang, der früher wohl vom Grenzschutz/Zoll befahren wurde, heute allerdings hauptsächlich von rasanten Radlern (ist ja flach hier) und Wanderern wie mir genutzt wird.

Direkt hinter der Hecke/den Bäumen fällt der Hang zum Bach hinunter, wo die Grenze zu Slowenien verläuft.

Im Laufe der nächsten Stunden passiere ich auch einige kleine Grenzübergänge, wo von früher noch die Zollwachgebäude stehen, die Dank EU-Schengen-Raum allerdings alle verwaist sind: Liebe deutsche Politiker bzw. Idioten (das ist jetzt NICHT unbedingt als deckungsgleich zu betrachten), so sieht Reisefreizügigkeit aus ! - Mir graust jetzt schon wieder vor der Verspätung auf der Heimreise wegen der "Grenzkontrollen" in Passau... :-(

Was hier in der Gegend aber auffällig ist...

Die österreichischen Häuschen sehen alle so aus:

Aus Holz, klein, kein (interes) Klo.

Die slowenischen dagegen sind durchgehend massiv gebaut und mindestens doppelt so groß:


Ich spaziere weiter und das einzige Risiko hier ist, von Radler-Horden über den Haufen gefahren zu werden.

Da ich ob des morgendlichen Niesels allerdings noch meinen blauen Regenüberzieher am roten Rucksack und ein knalle oranges T-Shirt anhabe, kommt es heute zu keinen brenzligen Situation. Ganz anders als damals auf dem Weg nach Salzburg (L2: Verona-Salzburg, 2022: Tag 30), wo ein Radfahrer aus einer Gruppe den Abflug machte - mir war allerdings nichts vorzuwerfen...

Im Aufstieg gen Sankt Anna am Aigen ist mal wieder eine Holunder-Plantage links und rechts des Sträßchens und man bereitet augenscheinlich bereits die Ernte vor:

Bereits gestern, beim Abstieg am WWW05 von der Brendlhütte nach Eibiswald (Nord-Süd-Weitwanderweg, 2025: Tag 20), war ich nach Sankt Katharina in der Wiel durch eine entsprechende Plantage gegangen und was mir dort aufgefallen war: Ca. 98% der Holunderbeeren sahen erntereif aus, aber gleichzeitig gab es vereinzelt noch Dolden mit grünen Beeren, ja sogar einige noch mit Blüten. Am selben Baum. Bemerkenswert !

Am Ortsrand von St. Anna dann noch etwas anderes bemerkenswertes am Straßenrand:

In der Seitenöffnung kann man sich Heißgetränke brauen, hinten sind Kühlschränke mit Kaltgetränken und die Kassa. Ob des Wetters und des (bisher/heute) kurzen Weges habe ich allerdings keinen Bedarf und steige lieber weiter zur Kirche im Zentrum des Ortes oben auf einem Höhenrücken auf.

Apropos St. Anna: Ich könnte ja eigentlich mal spontan A. WN für morgen anfragen (nein, das hat nichts mit A. "Weng" auf Hochdeutsch oder beruflichen Initialen zu tun, sondern einfach nur mit DER Anna aus WN: siehe Wien-Nizza, 2023: Tag 44).

Es ist just 13:00 Uhr und es wird gerade eine Hochzeit eingeläutet als ich die Kirche erreiche.

Lustig sind ja die Wegweiser des Weinwanderwegs:

Von einer Aussichtsplattform über dem nichts schaue ich nochmal an der Kirche vorbei in die Richtung aus der ich gekommen bin:

Am Ortsende macht die Markierung dann eine ganz wilde Schleife. Die hatte ich zu Hause eigentlich rausoptimiert, aber da ich gerade nichts Besseres vorhabe und es auch nicht regnet, gehe ich den Umweg doch noch. Erst in einem Bogen bergab und dann durch einen Weinberg wieder bergauf.

Nur um dann gleich wieder wegwärts abzubiegen für einen Abstecher zum Theresienstein (im Hintergrund) an der slowenischen Grenze...

Im Anschluß zurück zur Straße, den Rest der Schleife auslaufen und am nun entscheidenden Wegweiser RICHTIG einordnen und abbiegen:

Hier kommen nämlich die WWW07-Hauptroute über den Wechsel und die von mir im März gewählte Burgenland-Variante wieder zusammen bzw. für  mich - weil ich ja gerade rückwärts unterwegs bin - teilen sich die Optionen hier eben auf.

Ein Ortssträßchen führt mich nun bergab ins Burgenland...

Wenig später erreiche ich das Feuerwehrhaus in Kalch, dort wo ich im März gerade noch so mit dem letzten Bus geflüchtet war (siehe Tag 24).

Der Bus steht sogar (noch) da, aber er geht wohl erst am Montag Morgen wieder in Betrieb, so wie mir das aussieht.

Diesmal komme ich auch im Landgasthof Wallner unter (im März war noch Winterruhe und die Chefin in Thailand) und bekomme abends (für die Hausgäste wird gekocht) ganz tolles thailändisches Essen :-)


Begegnungen:

- 1 großer Greifvogel

- 1 Reh


Freitag, 29. August 2025

Tag b52: Rückwärts klatschnaß zum Weg

Bad Radkersburg/Bahnhof - Bad Radkersburg/Goritz
(2,7 km - 20 Hm auf - 30 Hm ab)

Am 28. hatte ich den letzten Wandertag am Ostösterreichischen Grenzlandweg 07 und am 29. bin ich schon wieder zurück ?

Ok, ok, da liegen fünf Monate dazwischen. Und es ist viel passiert in dieser Zeit.

Eine lange Geschichte.

Fassen wir uns kurz: Es ergab sich, daß ich spontan (der Wanderführer stand aus unerfindlichen Gründen bereits zu Hause im Regal - Herkunft aktuell noch unklar) den Nord-Süd-Weitwanderweg 05 in diesem Sommer zu gehen gedachte: Vom Nebelstein nach Eibiswald: Für die Nicht-Davon-Abzubringenden: Nord-Süd-Weitwanderweg 05, 2025

Ah, Eibiswald, da war doch was ?!

Ja, genau: Graz - Monaco, 2014: Tag 004 und Osttirol 360°, 2023: Intermezzo 4

Somit war Zurücklaufen nach Bad Radkersburg in 3,5 Tagen über den Südalpenweg 03 KEINE Option, aber in Österreich funktioniert das auch in 3,5 Stunden mit Öffis - wir sind hier ja nicht in Deutschland (übrigens: [Deutsch-Landsberg], NICHT [Deutschlands-Berg]) !

Manchmal brauchen aber auch unsere südöstlichen Nachbarn etwas länger: Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte Erzherzog Johann, eine Südbahn zu forcieren, weil er den Vorteil der Eisenbahn erkannte, ein hohes Risiko darin sah, daß die Steiermark (und Kärnten evtl. gleich mit) in diesem Sinne abgehängt wird, wenn eine "einfache" (weil ebene(re)) Strecke im damaligen K&K-Reich im heutigen Gebiet Ungarns und Sloweniens bis nach Triest gebaut wird.

Problem war der Semmering: Es wurden extra Militär-Ingenieure nach USA geschickt, um zu schauen, ob es nicht ausreichend leistungsfähige Dampf-Lokomotiven gäbe, die die Steigungen packen könnten. Anfangs war dies nicht der Fall (man schaffte Personen und waren mühsam per (Pferde-)Fuhrwerke über die Lücke), nach ein paar Jahren schon, der Rest ist Geschichte.

Geschichte wiederholt sich nicht ? - Ha, man prüfe mal den europäischen Eisenbahn-Korridor Nummer 5 (Transeuropäische Netze TEN) !

Der niederösterreichische Landeshauptmann (und seine Regierung) konnten den Semmering-Basis-Tunnel zwar verzögern, aber wohl nicht verhindern - wie man hört, aber dafür ist der Koralm-Tunnel nun bereits baulich fertig (ab Mitte Dezember dann nur noch Mindestfahrzeit 45 Minuten Graz <> Klagenfurt).

Die Südbahn kommt also langsam in Richtung 21. Jahrhundert voran.

Fun-fact am Rande: Die ÖBB lieh sich kürzlich aus Deutschland einen ICE für die notwendigen Tunnel-Überprüfungs-Hochgeschwindigkeits-Fahrten, da später das Reisetempo 250 km/h erreicht werden soll, für eine Zulassungsprüfung aber Puffer obendrauf nötig ist, den allerdings kein österreichischer Zug im eigenen Fuhrpark leisten kann. Im Dezember soll dann der Personen-Schnellverkehr auch von Graz gen Westen rollen und Leoben wird einige Verbindungen verlieren.

Ich lasse also den WWW05, den Obmann und Eibiswald hinter mir und fahre mit Bus und 3x S-Bahn aus der Süd-West- in die Süd-Ost-Steiermark.

Statt Kärnten ist jetzt Slowenien Grenzgebiet.

Der Plan: Da ich 2023 mit Gert bereits vom außerhalb von Bad Radkersburg liegenden Bahnhof rein in die Stadt und zum dortigen Weitwanderstein (Treffpunkt Ostösterreichischer Grenzlandweg 07 und Südalpenweg 03) gelaufen war (Osttirol 360°, Intermezzo 1), spare ich mir das Stück und gehe stattdessen direkt gen Nordost...

Damit schneide ich einerseits eine kleine Grenzschleife ab, reduziere die morgige Etappe etwas und hoffe andererseits dem aufziehenden Regen noch ein Schnippchen zu schlagen.

Bis zum Friedhof sieht alles gut aus...

Auf halber Strecke - mitten in den Feldern - wird es dann aber schlagartig finster und ein Gewitter bricht los.

In den restlichen 15 Minuten bis zum Quartier in Goritz werde ich noch ordentlich naß :-(

Tja, ohne die Kaffee-Pause mit Gert in Eibiswald wäre ich trocken geblieben.

Aber, was soll ich sagen: Das war's allemal wert :-)


Begegnungen:

- 1 Feldhase

- 1 Gewitter


Samstag, 29. März 2025

Heiße Sendepause unbekannter Länge

Als ich am Vorabend in der heißen Dusche im Hotel in Jennersdorf mir den - trotz Regen - traumhaften Tag durch den Wald an der Grenze entlang nochmal so durch den Kopf gehen lasse, daran denke, daß ich den LETZTEN Bus der Woche an jenem Freitag erwischt habe und am GANZ frühen Samstag Morgen in jedem Fall eine (Anruf-Sammel-)Taxi bräuchte, um dann ab Kalch eine ganz lange Etappe mit >> 30 Kilometern (eigentlich 1,5) durch strömenden Regen zu absolvieren, direkt mit Öffis und mehrfach umsteigen von Bad Radkersburg nach Graz weitermüßte, um dann die Nacht durch mit dem Flixbus gen Nürnberg zu fahren, entscheide ich mich für etwas ganz anderes...

1. Das Stück Kalch - Bad Radkersburg hebe ich mir für IRGENDWANN auf

2. Das ist logistisch zwar quasi selbstmörderisch und entbehrt jedweder Logik, da dieser südöstlichste Zipfel der Steiermark so ziemlich der am schwierigsten/langwierigsten von Deutschland aus erreichbare Winkel.

3. Der östliiche 03er-Lückenschluß (Südalpenweg) erfolgte auch bereits 2023 (Bad Radkersburg - Eibiswald), so daß sich das auch nicht kombinieren läßt.

4. Aber, ich mache das trotzdem !

5. Ich habe auch schon eine Herz-erwärmende Alternativ-Idee für den heutigen Tag, was ich da anstelle, bis 22:xx Uhr der Flixbus fährt...

Mal schnell im Netz gesucht: Etwas passendes. Etwas spezielles. Etwas authentisches gefunden :-)

Mir fehlt nur noch EIN Utensil: Ein Funktions-Outdoor-Handtuch ist da nur bedingt geeignet und wahrlich nicht ausreichend.

Aber wäre doch gelacht, wenn ich da nicht einen Deal machen könnte: Ehrlich währt - bekanntlich - am längsten.

Pustekuchen !

Morgens im Hotel werde ich von Pontius zu Pilatus verwiesen, um letztlich an Kleopatra jämmerlich zu scheitern: Nein, eines dieser popeligen weißen 0815-Handtücher kann man NICHT käuflich erwerben :-o

Naja, ich beichte in Graz mal, daß ich das 07er-Finale hier im Süden saußen lasse, nach der Donauinsel-Hypothek also noch eine weitere Baustelle offenlasse und schwinge mich in den Zug gen Graz.

Es ist ja Samstag, also sollte sich in Graz ein Geschäft mit Badetuch finden...

Aber es ist BESSER.

Der Obmann und seine bessere Hälfte erwarten mich bereits in Graz, Hbf am Bahnstein mit einem Badetuch, blau wieder der schönste Wanderhimmel.

Ha, the trail provides !

Vielen, vielen herzlichen Dank Helen und Gert !!

Wir gehen zusammen noch einen Kaffee trinken und irgendwann verabschiede ich mich dann mit meiner neuesten Errungenschaft gen Stukitzbad mit der gleichnamigen Sauna.

Etwas skuril: Samstags herrscht da Geschlechtertrennung (je nach Wochentag unterschiedlich) und man wird im Treppenhaus separiert.

Ich verbringe den halben Tag in der Sauna, während es draußen regnet.

Die Stimmung und die Gesellschaft ist speziell aber klasse.

Das Preis-Modell habe ich zwar nicht verstanden - am Ende bekomme ich irgendeinen krummen Betrag zurück - aber schee war's scho' :-)

Zurück zum Haupt-Bahnhof, beim örtlichen Italiener stärken, Zeit im Warmen absitzen und dann mit der S-Bahn raus in die Peripherie, da im Unterschied beispielsweise zu Triest, Nürnberg oder München die Fernbusse hier nicht zentral fahren dürfen.

Der Flixbus kommt pünktlich und - als hätte ich es von gaaaaanz laaaanger Hand geplant, ist das die EINZIGE Samstag-Abend-Verbindung des Jahres, wo in Nürnberg am Sonntagmorgen halbwegs Anschlußzüge verkehren: Es ist Zeitumstellung, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt, während wir auf direktem Weg (nur 1 Halt in Regensburg) gen Nürnberg fahren.

Wäre ich (vom Wandern) naß gewesen, wäre ich im Bus allerdings gestorben: Hallo ? März ! - Klima ? Heizung !

Manchmal klacken die Puzzleteile der Ordnung der Welt einfach nur perfekt ineinander :-)

Und IRGENDWANN - auch wenn ich NOCH keinerlei Ahnung habe wie - werde ich sicherlich hierher zurückkehren, auf dem einen oder anderen Weg...


Freitag, 28. März 2025

Tag 24: Grenzgängertum per Riesentorlauf

Maria Bild - Kalch
(27,6 km - 460 Hm auf - 530 Hm ab)

Die Wetterprognose für heute ist im Tagesverlauf durchwachsen.

Als ich schwungvoll (soweit einem Kai möglich ;-) aus der Tür des Gasthauses trete, um los zu marschieren, empfängt mich bereits Sprühregen :-o

SO war das aber nicht angekündigt !

Schnell zurück, Regenhose anziehen und Wanderschirm aufspannen.

Dann gehe ich gleich mal 15 Meter in die falsche Richtung, aber ein kurzer Blick auf's GPS, eine 180° Kehrtwende und einige aus dem Stand bereits schweißtreibende Meter später, stehe ich oben an/hinter der Wallfahrtskirche Maria Bild und bin zurück in der Spur: 

Aber JETZT geht's bergab.

Erst durch den Wald, später an der Straße entlang und durch den Ort Weichselbaum, dort wird die Bundesstraße und kurz danach die Zuglinie überschritten.

Die ungarische Grenze ist in diese südliche Richtung nicht mehr weit, aber ich muß erstmal an der Bahn entlang über einen Schotterweg gen Westen.

Später geht es dann auf der Straße über die Raab und durch kleinere Orte.

Manchmal kürze ich allerdings durch den Wald ab, denn der Ober-Guru der Weitwanderer hatte mir gestern sowieso empfohlen, heute etwas flexibler bei der Auslegung der Wanderroute zu sein, weil es da schöne(re) Varianten direkt an der Grenze gäbe.

Wo ich mich doch sonst bestimmt immer absolut "vorschriftsmäßig" verhalte, siehe Nord-Süd-Weitwanderweg 2025, Tag 02.

Aber "Hexenweg" klingt auch einfach zu verlockend !

Der eine Weiler oder das andere Örtchen wird noch passiert und ich habe mittlerweile schon ganz gut an Höhe gewonnen.

Zuweilen zieren etwas skurile Dinge die (Vor-)Gärten... 

Oder auch - zumindest für die Gegend, wie mir scheint - untypische Bausubstanz steht am Weg:

Letztlich besetze ich ein Buswartehäuschen (da ist es trocken) für meine Mittagsrast, bevor ich mit dem Schirm weiterspaziere.

Eigentlich ist das ja ein Rucksackschirm, damit man die Hände beim Wandern und für die Stöcke frei hat, allerdings kann sich die Konstruktion auch der Hebelgesetze und einiger weiterer suboptimal wirkender, physischer Gesetzmäßigkeiten nicht entziehen, so daß ich heute - ob des leichten Terrains - nur mit einem Wanderstock und dem Schirm in der Hand gehe.

Und als nächstes gleich mal wieder Weg vom 07er und ab in die Pampa:


Der Weg durch den Wald ist klasse und natürlich 1.000 Mal angenehmer als Straße !

Die Markierungen bzw. Wegweise sind auch passend und der Weg wechselt auch später immer mal wieder hinüber nach Ungarn.

An einer Stelle steht noch ein alter Wachturm aus Zeiten des kalten Krieges mit einigen Infotafeln.

Heute sieht das natürlich sinnlos aus, da die Bäume außenherum deutlich höher als der Beobachtungsposten gewachsen sind:

Der Weg wird immer traumhafter, obwohl es ja noch nichtmal Frühling ist.

Heute nur ein Wanderstock, weil Weg so einfach ist ?

Da habe ich wohl zu laut gedacht:

Auf der Brück bräuchte man eigentlich Grödeln oder besser 10-zackige Steigeisen, um nicht zu rutschen und danach durch den Gatasch steil bergan (ein Schritt vor, einen halben zurückrutschen) wären sie auch nicht verkehrt.

Aber irgendwie komme ich ohne durchdrehende Räder nach oben und grüße mir plötzlich entgegenkommende Wanderer übertrieben nett, denn abwärts möchte ich da gerade nicht unbedingt gehen ;-)

Weiter geht's zum Dreiländereck Ungarn-Slowenien-Österreich:

Im Nieselregen wirkt der Ort recht trostlos, obwohl er auch eine Geschichte hat, die mit dem GEMEINSAMEN Bau des Gedenksteins einen würdigen Schlußpunkt hat.

Der Kiosk ist ob des Sauwetters nicht bewirtschaftet, aber ich finde ein trockenes Plätzchen für einen Riegel für zwischendurch.

Ich spaziere weiter und wundere mich mehr und mehr über die Grenzsteinkonstruktion:

Ich kann doch nicht dauernd orthogonal durch über die Grenze gehen, insbesondere, da deren Verlauf ja eigentlich längs zum Weg sein müßte.

So untersuche ich dieses Phänomen etwas genauer und bin bass erstaunt: Das sind quasi GrenzdeterminierungsTORE. Ich bin auf einem riesigen Riesentorlaufparkour unterwegs !

Auf den immer paarig angebrachten Steinen steht jeweils ein Offset, z.B. 0,8 und 2,4 was bedeutet, daß die Steine 3,2 Meter auseinander sind und die Grenze im Weg/der Straße eben jeweils an der angegebenen Entfernung vom jeweiligen Stein liegt.

Auf dem WWW07 bin ich zwischenzeitlich auch längst zurück.

Das mit der Grenze ist hier schon echt schräg - teils im wahrsten Sinne des Wortes: Hier geht sie schräg über die Straße und teilt den Ort...

Gleichzeitig stehe ich hier an einer entscheidenden Stelle, die - was ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht weiß - größere Konsequenzen haben wird.

Die Gretchenfrage ist wie so oft bei schlechtem Wetter auf Tour: Schön im Gasthaus einkehren, Aufwärmen, etwas warmes Essen/Trinken (könnte einem am Gleinalm-"Schutz"haus ja nicht passieren - siehe in die Zukunft blickend Nord-Süd-Weitwanderweg 05, 2025: Tag 15) und dann wieder zurück in die Nässe.

In der Regel entscheide ich mich da immer dagegen, was nicht immer so horrende Folgen hat (und tödlich hätte enden können) wie bei Graz-Monaco, 2014: Tag 060. Heute die übliche Wahl: Nope.

Und es wird eine gute gewesen sein !

Ich gehe ein Stück weiter und nach Querung der Bundesstraße per Brücke der Nebenstraße werde ich ob des Verkehrs unter mir daran erinnert: So langsam sollte ich mich mal um das BAST kümmern. Das Burgenland-Anruf-Sammel-Taxi verkehrt auf Buslinien, wenn diese an dem Tag gar nicht bedient werden bzw. der zeitliche Abstand zu einer Linienfahrt ausreichend groß ist. Es ist eine MINDESTvorlaufzeit von 60 Minuten einzuhalten. Man kann das nur über eine zentrale Hotline anfragen und die Möglichkeit hängt auch von Kapazitäten ab.

Also im halben Schutze eines Dachüberstandes (zu klein) eines Schuppens mal das Telefon herausgesucht und durchgeklingelt. Die Ergebnisse waren allerdings enttäuschend bis ernüchternd: Ob heute ÜBERHAUPT noch eine Fahrt von Kalch zurück nach Jennersdorf möglich ist, sei unklar und aktuell nicht bestimmbar.

Hä ? - Also entweder gibt es für den Nachmittag- bis Abendverlauf noch Kapazitäten oder nicht. Ja oder nein. Schwarz oder weiß. 0 oder 1. Einen Zusammenhang zu Schrödingers Katze kann ich beim BESTEN Willen mir nicht annähernd auch nur illusionär ausdenken, geschweige denn mir die Dame am Telefon irgendwie erläutern.

Nun gut, auf Wiedersehen !

Es gibt noch einen letzten Bus am heutigen Freitag. Also eigentlich den einzigen nach dem vom Morgen.

Allerdings müßte ich zum Erreichen für die restliche Wegstrecke laut GPS einen Schnitt von über 6 km/h gehen und noch einige Aufstiegsmeter überwinden.

Das klingt ziemlich unmöglich :-o

Egal, erstmal ab wie die Feuerwehr und dann im stürmischen Schritt weitere Maßnahmen planen, angehen, umsetzen...

Aha: Wenn ich ein Stück länger Straße gehe, spare ich mir ein Stück Umweg und vor allen Dingen alle weiteren Anstiege.

Skurilerweise sehe ich unterwegs sogar noch eines dieser BAST-Fahrzeuge - allerdings dürfen die ungeplant sowieso keine Fahrgäste (mit) aufnehmen.

Das ziehe ich jetzt durch !

Über die Straße eile ich wirklich (@Volker: hier waren evtl. wirklich die Sieben-Meilen-Stiefel im Einsatz) mit einem Schnitt von 6 km/h zum Feuerwehrhaus nach Kalch, wo ich dann noch 15 Minuten Zeit habe, bis der Bus kommt.

Wo ein Wille, da ein Weg :-)

Im Bus zurück nach Jennersdorf bin ich der einzige Fahrgast und der Fahrer ist begeistert: Ein Wanderer !

Ich bekomme erstmal sein Handy, um mir Fotos von seiner Fahrradtour am Camino anzusehen. Er schwärmt davon und will dort nochmal zu Fuß mit dem Sohn gehen, wenn dieser groß genug dafür ist (und Lust hat).

Der Fahrer hat viele Jahre in Deutschland gelebt und in der Corona-Zeit hat er für 30.000 EUR ein Haus in Ungarn gekauft, von wo er jetzt immer 40 bzw. 60 Kilometer herüber ins Burgenland zu seinen Einsatzorten pendelt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in dieser Konstellation für ihn und seine Familie natürlich perfekt. 

Wir verbringen eine sehr kurzweilige Fahrt miteinander und an der Endstation Jennersdorf, Bahnhof verabschiedet er mich nicht nur mit einem "Buen Camino" (Gute Reise/Guten Weg), sondern beschenkt mich auch noch mit Proviant ! - Die Fischdose werde ich mir als Abendessen mit den restlichen Krümmeln meines Vollkornbrots gönnen. Vergelt's Gott ! - Manchmal ist die Welt einfach nur gut zu einem...

Im Nachhinein muß ich sagen, dies war heute der schönste Regentag, den ich jemals hatte :-)


Begegnungen:

- 3 Rehe

- 1 Grünspecht

- 1 Buntspecht

- 2 Rehe

- 1 Hase

- 2 Mädels unterhalb des Dreiländersteins

- 1 ungarisches Ehepaar nach dem Dreiländerstein

- 5 Rehe

- netter Busfahrer mit Camino-Erfahrung


Donnerstag, 27. März 2025

Tag 23: Pfadfinder voraus

Güssing/Ludwigshof - Maria Bild
(25,6 km - 550 Hm auf - 460 Hm ab)

Heute lacht am Morgen wieder die Sonne - wie vorhergesagt - und so hat sich auch ein anderer nochmal angesagt: Gert kommt nochmal aus Graz, um einen Tag mit mir zu spazieren.

Sehr schön !

Allerdings liegen vor dem geplanten Treffen am Kreisverkehr nördlich von Güssing noch 2,7 Kilometer Wegstrecke vor mir und ich bin mal wieder/wie üblich fünf Minuten zu spät dran :-o

Als ich so dahineile piepst es plötzlich in der Beintasche: Nachricht vom Meister. Bus hat aktuell 13 Minuten Verspätung, Treffen am Hauptplatz angezeigt. Geht klar !

Ich marschiere also weiter und erreiche den Markptplatz von Güssing. Mmmh, komisch: Als Deutscher mit mangelhaften Ansätzen österreichischen Sprachverständnisses ist mir immerhin klar, daß der "Hauptplatz" eines Ortes in Österreich in Deutschland üblicherweise als "Marktplatz" bezeichnet würde. Ein expliziter "Marktplatz" ist mir bisher im Nachbarland nie aufgefallen, sondern nur da und dort ein Marktplatz.

Also fix ein Foto vom Haltestellenschild "Marktplatz" angefertigt und an Gert geschickt. Umgehend kommt zurück, daß ich noch ein Stückchen weiter muß, denn er ist wirklich am "Hauptplatz" - und ebenfalls erstaunt, daß es eine Haltestelle "Marktplatz" gibt ;-)

Aber alles kein Problem und so umrunden wir die Burg mit der Kirche von Güssing und wenden uns nach Süden.

Den Burgberg haben wir uns zwar gespart, aber nach Güssing geht es dann ganz ordentlich durch Vororte/Dörfer die Hügel hoch.

Diskutiert man in Deutschland noch 5G-Mobildatenempfang für jede Milchkanne, ist man hier in Österreich augenscheinlich schon einen Schritt weiter: Bushaltestelle an jeder Milchkanne...

Mmmh, oder werden hier die digitalen Daten noch analog (per Bus) transportiert ?

Erinnert mich an ein Szenario aus meiner Jugend als ich mal mit dem Bahnbus von Coburg nach Fulda zu Patentante und -Onkel gefahren bin und irgendwo in der Rhön an einer Haltestelle eine Kiste zum Linienbus gebracht wurde, die dann einige Kilometer später wieder abgeholt wurde.

Nun, gibt es heute auch nicht mehr: Die Linie ist (natürlich) schon seit Jahrzehnten eingestellt.

Für uns geht es im hier und heute jedenfalls erstmal weiter sanft bergan...

Wer die ganze Zeit bergauf läuft, muß offensichtlich auch irgendwann mal wieder bergab.

Letzteres hatte ich mir aber irgendwie doch etwas anders vorgestellt...

Da durch ?

Aber der Pfadfinder ist schon vorneweg, duldet kein Zögern, Zaudern oder Zittern.

Nun denn, auf in den Kampf...

Jenseits des Abstiegs durch den - absolut weglosen, aber sporadisch markierten - (dichten) Wald sieht die Lage dann schon wieder ganz anders aus, als ich auf meinem (schwankenden) Throne sitze:

Der große Gert paßt denn aber doch nicht in den kleinen Kinderjägersitz rechts daneben ;-)

Und so spazieren wir an einem weiteren Damwildgehege vorbei und weiter...

... bis nach Neustift - nein, NICHT im Stubaital ;-)

Später queren wir die Ebene und überschreiten auf einer nagelneuen Brücke die noch unfertige neue (augenscheinlich 1-spurige) Autobahn nach Ungarn.

Danach müssen wir einen großen Bogen um einen Sumpf laufen, um dann über die Straße gen Rosendorf zu marschieren.

Im Ort treffen wir dann ein nettes einheimisches Ehepaar, die wohl mangels verbliebener Gaststätte im Ort notgedrungen nun die Dorfgemeinschaft (insgesamt immerhin 100 Einwohner) nun immer mal bei sich begrüßen - und bewirten.

Nachdem wir mit dem Mann etwas ins Gespräch gekommen sind, will er uns auch gleich einladen, wobei wir dankend ablehnen: Das wäre wohl feucht-fröhlich geworden, meint Gert grinsend im Weiterlaufen - dabei sind wir ja (noch) gar nicht in Slowenien, wo er und Helen auf dem E6 schon früh am Morgen zum Kaffee nicht etwa ein Glas Wasser, sondern "Schnops" bekommen haben. Immerhin sind sich dort die Einheimischen treu und allgemein einig: Das geht dann so den ganzen Tag weiter.

Ich würde sterben ;-)

Wir mühen uns die Straße hoch nach Krobotek, wo Gert dann gleich noch einen Wegweiser "pimpt":

Das mit der Abkürzung bezweifle ich etwas - wir gehen weiter den Berg hoch, einen Bogen, um dann doch (wieder) steil ins Tal auf der anderen Seite abzusteigen.

Mein GPS hat mich jetzt auch verlassen: Es wertet (normalerweise) Tracks immer bzgl. lokaler Minima und Maxima aus und zeigt diese an, aber diesen ganz ordentlichen Landschaftseinschnitt hatte ich schlicht überhaupt nicht auf dem Plan :-o

Und das, wo doch jetzt - laut ÖAV-Weitwanderer-Häuptling nun die Schlüsselstelle des 07ers kommt - von der Markierung auf der Straße sind wir auch noch abgewichen und nicht mal abgekommen - hoffentlich findet uns da die Bergrettung überhaupt, wenn jetzt was passiert...

Hubschraubereinsatz wäre ebenfalls schwierig und selbst Winden- oder Tau-Bergung - oder wie die Deutschen sagen würden und (hoffentlich) müßten "-Rettung" - wäre wohl problematisch bis unmöglich so eng wie hier die Bäume stehen. Na, Prost Mahlzeit !

Aber die Engel sind mit uns.

Wir kommen heil durch die kritische Passage.

Und auch das Mobilisieren der letzten (?) Kräfte - nein, nicht wirklich ;-) - klappt, so daß nicht mal eine Abschleppaktion am kurzen Seil nötig ist.

Details dazu exemplarisch: Wien - Nizza, Tag 75

Am Tagesziel in Maria Bild kommt dann noch eine spezielle Parade zur Feier des Tages im Gleichschritt (und mit lautem Geschnatter) vorbei: 

Lieber Gert, vielen Dank für die erneute Begleitung !

Und ich ahne es fast, wir sehen uns eher früher als später wieder ;-)


Begegnungen:

- 1 Storch

- Gert

- 1 Storch

- nette Anwohner in Rosendorf

- 5 Laufenten