Samstag, 30. August 2025

Tag a52: Grenzauslauf

Goritz - Kalch
(22,8 km - 290 Hm auf - 240 Hm ab)

Nun also auf zum Lückenschluß am 07er hier im Süden...

Ich durchschreite Goritz ostwärts, überquere auf einer Traktorspur gen Norden eine Wiese und *schwupps* stehe ich auf dem WWW07.

Der Weg führt jetzt viele Kilometer direkt am Grenz-"Fluß" (ich würde es eher als Bach bezeichnen !) auf angenehm geschottertem Fahrweg entlang, der früher wohl vom Grenzschutz/Zoll befahren wurde, heute allerdings hauptsächlich von rasanten Radlern (ist ja flach hier) und Wanderern wie mir genutzt wird.

Direkt hinter der Hecke/den Bäumen fällt der Hang zum Bach hinunter, wo die Grenze zu Slowenien verläuft.

Im Laufe der nächsten Stunden passiere ich auch einige kleine Grenzübergänge, wo von früher noch die Zollwachgebäude stehen, die Dank EU-Schengen-Raum allerdings alle verwaist sind: Liebe deutsche Politiker bzw. Idioten (das ist jetzt NICHT unbedingt als deckungsgleich zu betrachten), so sieht Reisefreizügigkeit aus ! - Mir graust jetzt schon wieder vor der Verspätung auf der Heimreise wegen der "Grenzkontrollen" in Passau... :-(

Was hier in der Gegend aber auffällig ist...

Die österreichischen Häuschen sehen alle so aus:

Aus Holz, klein, kein (interes) Klo.

Die slowenischen dagegen sind durchgehend massiv gebaut und mindestens doppelt so groß:


Ich spaziere weiter und das einzige Risiko hier ist, von Radler-Horden über den Haufen gefahren zu werden.

Da ich ob des morgendlichen Niesels allerdings noch meinen blauen Regenüberzieher am roten Rucksack und ein knalle oranges T-Shirt anhabe, kommt es heute zu keinen brenzligen Situation. Ganz anders als damals auf dem Weg nach Salzburg (L2: Verona-Salzburg, 2022: Tag 30), wo ein Radfahrer aus einer Gruppe den Abflug machte - mir war allerdings nichts vorzuwerfen...

Im Aufstieg gen Sankt Anna am Aigen ist mal wieder eine Holunder-Plantage links und rechts des Sträßchens und man bereitet augenscheinlich bereits die Ernte vor:

Bereits gestern, beim Abstieg am WWW05 von der Brendlhütte nach Eibiswald (Nord-Süd-Weitwanderweg, 2025: Tag 20), war ich nach Sankt Katharina in der Wiel durch eine entsprechende Plantage gegangen und was mir dort aufgefallen war: Ca. 98% der Holunderbeeren sahen erntereif aus, aber gleichzeitig gab es vereinzelt noch Dolden mit grünen Beeren, ja sogar einige noch mit Blüten. Am selben Baum. Bemerkenswert !

Am Ortsrand von St. Anna dann noch etwas anderes bemerkenswertes am Straßenrand:

In der Seitenöffnung kann man sich Heißgetränke brauen, hinten sind Kühlschränke mit Kaltgetränken und die Kassa. Ob des Wetters und des (bisher/heute) kurzen Weges habe ich allerdings keinen Bedarf und steige lieber weiter zur Kirche im Zentrum des Ortes oben auf einem Höhenrücken auf.

Apropos St. Anna: Ich könnte ja eigentlich mal spontan A. WN für morgen anfragen (nein, das hat nichts mit A. "Weng" auf Hochdeutsch oder beruflichen Initialen zu tun, sondern einfach nur mit DER Anna aus WN: siehe Wien-Nizza, 2023: Tag 44).

Es ist just 13:00 Uhr und es wird gerade eine Hochzeit eingeläutet als ich die Kirche erreiche.

Lustig sind ja die Wegweiser des Weinwanderwegs:

Von einer Aussichtsplattform über dem nichts schaue ich nochmal an der Kirche vorbei in die Richtung aus der ich gekommen bin:

Am Ortsende macht die Markierung dann eine ganz wilde Schleife. Die hatte ich zu Hause eigentlich rausoptimiert, aber da ich gerade nichts Besseres vorhabe und es auch nicht regnet, gehe ich den Umweg doch noch. Erst in einem Bogen bergab und dann durch einen Weinberg wieder bergauf.

Nur um dann gleich wieder wegwärts abzubiegen für einen Abstecher zum Theresienstein (im Hintergrund) an der slowenischen Grenze...

Im Anschluß zurück zur Straße, den Rest der Schleife auslaufen und am nun entscheidenden Wegweiser RICHTIG einordnen und abbiegen:

Hier kommen nämlich die WWW07-Hauptroute über den Wechsel und die von mir im März gewählte Burgenland-Variante wieder zusammen bzw. für  mich - weil ich ja gerade rückwärts unterwegs bin - teilen sich die Optionen hier eben auf.

Ein Ortssträßchen führt mich nun bergab ins Burgenland...

Wenig später erreiche ich das Feuerwehrhaus in Kalch, dort wo ich im März gerade noch so mit dem letzten Bus geflüchtet war (siehe Tag 24).

Der Bus steht sogar (noch) da, aber er geht wohl erst am Montag Morgen wieder in Betrieb, so wie mir das aussieht.

Diesmal komme ich auch im Landgasthof Wallner unter (im März war noch Winterruhe und die Chefin in Thailand) und bekomme abends (für die Hausgäste wird gekocht) ganz tolles thailändisches Essen :-)


Begegnungen:

- 1 großer Greifvogel

- 1 Reh


Freitag, 29. August 2025

Tag b52: Rückwärts klatschnaß zum Weg

Bad Radkersburg/Bahnhof - Bad Radkersburg/Goritz
(2,7 km - 20 Hm auf - 30 Hm ab)

Am 28. hatte ich den letzten Wandertag am Ostösterreichischen Grenzlandweg 07 und am 29. bin ich schon wieder zurück ?

Ok, ok, da liegen fünf Monate dazwischen. Und es ist viel passiert in dieser Zeit.

Eine lange Geschichte.

Fassen wir uns kurz: Es ergab sich, daß ich spontan (der Wanderführer stand aus unerfindlichen Gründen bereits zu Hause im Regal - Herkunft aktuell noch unklar) den Nord-Süd-Weitwanderweg 05 in diesem Sommer zu gehen gedachte: Vom Nebelstein nach Eibiswald: Für die Nicht-Davon-Abzubringenden: Nord-Süd-Weitwanderweg 05, 2025

Ah, Eibiswald, da war doch was ?!

Ja, genau: Graz - Monaco, 2014: Tag 004 und Osttirol 360°, 2023: Intermezzo 4

Somit war Zurücklaufen nach Bad Radkersburg in 3,5 Tagen über den Südalpenweg 03 KEINE Option, aber in Österreich funktioniert das auch in 3,5 Stunden mit Öffis - wir sind hier ja nicht in Deutschland (übrigens: [Deutsch-Landsberg], NICHT [Deutschlands-Berg]) !

Manchmal brauchen aber auch unsere südöstlichen Nachbarn etwas länger: Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte Erzherzog Johann, eine Südbahn zu forcieren, weil er den Vorteil der Eisenbahn erkannte, ein hohes Risiko darin sah, daß die Steiermark (und Kärnten evtl. gleich mit) in diesem Sinne abgehängt wird, wenn eine "einfache" (weil ebene(re)) Strecke im damaligen K&K-Reich im heutigen Gebiet Ungarns und Sloweniens bis nach Triest gebaut wird.

Problem war der Semmering: Es wurden extra Militär-Ingenieure nach USA geschickt, um zu schauen, ob es nicht ausreichend leistungsfähige Dampf-Lokomotiven gäbe, die die Steigungen packen könnten. Anfangs war dies nicht der Fall (man schaffte Personen und waren mühsam per (Pferde-)Fuhrwerke über die Lücke), nach ein paar Jahren schon, der Rest ist Geschichte.

Geschichte wiederholt sich nicht ? - Ha, man prüfe mal den europäischen Eisenbahn-Korridor Nummer 5 (Transeuropäische Netze TEN) !

Der niederösterreichische Landeshauptmann (und seine Regierung) konnten den Semmering-Basis-Tunnel zwar verzögern, aber wohl nicht verhindern - wie man hört, aber dafür ist der Koralm-Tunnel nun bereits baulich fertig (ab Mitte Dezember dann nur noch Mindestfahrzeit 45 Minuten Graz <> Klagenfurt).

Die Südbahn kommt also langsam in Richtung 21. Jahrhundert voran.

Fun-fact am Rande: Die ÖBB lieh sich kürzlich aus Deutschland einen ICE für die notwendigen Tunnel-Überprüfungs-Hochgeschwindigkeits-Fahrten, da später das Reisetempo 250 km/h erreicht werden soll, für eine Zulassungsprüfung aber Puffer obendrauf nötig ist, den allerdings kein österreichischer Zug im eigenen Fuhrpark leisten kann. Im Dezember soll dann der Personen-Schnellverkehr auch von Graz gen Westen rollen und Leoben wird einige Verbindungen verlieren.

Ich lasse also den WWW05, den Obmann und Eibiswald hinter mir und fahre mit Bus und 3x S-Bahn aus der Süd-West- in die Süd-Ost-Steiermark.

Statt Kärnten ist jetzt Slowenien Grenzgebiet.

Der Plan: Da ich 2023 mit Gert bereits vom außerhalb von Bad Radkersburg liegenden Bahnhof rein in die Stadt und zum dortigen Weitwanderstein (Treffpunkt Ostösterreichischer Grenzlandweg 07 und Südalpenweg 03) gelaufen war (Osttirol 360°, Intermezzo 1), spare ich mir das Stück und gehe stattdessen direkt gen Nordost...

Damit schneide ich einerseits eine kleine Grenzschleife ab, reduziere die morgige Etappe etwas und hoffe andererseits dem aufziehenden Regen noch ein Schnippchen zu schlagen.

Bis zum Friedhof sieht alles gut aus...

Auf halber Strecke - mitten in den Feldern - wird es dann aber schlagartig finster und ein Gewitter bricht los.

In den restlichen 15 Minuten bis zum Quartier in Goritz werde ich noch ordentlich naß :-(

Tja, ohne die Kaffee-Pause mit Gert in Eibiswald wäre ich trocken geblieben.

Aber, was soll ich sagen: Das war's allemal wert :-)


Begegnungen:

- 1 Feldhase

- 1 Gewitter